Gesamtwirtschaftliche Prognose
Gesamtwirtschaftliche Prognose
Demografische Entwicklung
Demografische Entwicklung
Außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Es besteht kein Handelsabkommen zwischen der EU und Brasilien. Demnach richten sich die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen Deutschland und Brasilien nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). In der Folge bremsen in vielen Produktbereichen tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse den wirtschaftlichen Austausch. Die Rahmenbedingungen könnten sich jedoch in absehbarer Zeit grundlegend verbessern: 2019 wurden die Verhandlungen zum Handelsteil eines Assoziierungsabkommens zwischen der EU und den MERCOSUR-Staaten erfolgreich beendet. Einzelne Streitigkeiten zu Nachhaltigkeitsaspekten verhinderten bisher jedoch die Ratifizierung des Abkommens. Durch den Regierungswechsel in Brasilien sind die Chancen für einen Durchbruch jedoch deutlich gestiegen. Im regionalen Verbund ist Brasilien Teil des Gemeinsamen Südamerikanischen Marktes (MERCOSUR), welcher 1991 gegründet wurde. Hinter MERCOSUR steht die Idee einer Zollunion, welche jedoch de facto noch nicht in Kraft ist.
Institutionelle Rahmenbedingungen
Institutionelle Rahmenbedingungen
Hinsichtlich der institutionellen Rahmenbedingungen gibt es in Brasilien großes Verbesserungspotenzial. Zu den Standortvorteilen zählen gemäß des World Competitiveness Rankings die große und dynamisch wachsende Volkswirtschaft des Landes sowie das hohe Level an ausländischen Direktinvestitionen. Schwachstellen sind hingegen das komplexe Steuersystem, die hohe Steuerlast, die hohe Staatsverschuldung und eine mangelhaft funktionierende Bürokratie. Zusätzlich hemmt die schlechte Infrastruktur Brasiliens die geschäftlichen Tätigkeiten.
Politische Rahmenbedingungen
Politische Rahmenbedingungen
Die politischen Rahmenbedingungen Brasiliens haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Nach den Präsidentschaftswahlen 2022 löste der ehemalige Präsident Lula da Silva den damaligen Präsidenten Bolsonaro in seinem Amt ab. Somit wandelte sich die politische Ausrichtung des Landes vom stark rechtsgerichteten Bolsonaro zum Sozialdemokraten da Silva. Die brasilianische Gesellschaft ist nach wie vor stark polarisiert. Damit sieht sich da Silva der schwierigen Aufgabe gegenüber, nach den politisch eher instabilen 2010er-Jahren, wieder mehr Stabilität in das Land zu bringen. Als erster wirtschaftspolitischer Erfolg wird die kürzlich verabschiedete Steuerreform gewertet, die das Steuersystem vereinfacht. Weitere größere wirtschaftspolitische Reformen, die das unternehmerische Umfeld in Brasilien spürbar verbessern könnten, werden in naher Zukunft nicht erwartet.
Exportchancen in Brasilien im Fokus
Innerhalb der Gruppe der Entwicklungs- und Schwellenländer gehört Brasilien zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. Im Zeitraum von 2012 und 2022 sind die deutschen Exporte im Durchschnitt um 1 Prozent p. a. gestiegen, eine im Vergleich zur gesamten deutschen Ausfuhr unterdurchschnittliche Entwicklung. Insgesamt belief sich die deutsche Ausfuhr nach Brasilien im Jahr 2022 auf einen Wert von rund 13 Milliarden Euro – das ist rund ein Prozent der gesamten deutschen Ausfuhr.
Gemäß unserer Prognose dürfte die gesamte brasilianische Importnachfrage im Zeitraum von 2023 bis 2030 um rund 2,7 Prozent p. a. und somit deutlich zulegen. Wir erwarten, dass die Nachfrage nach Elektrischen Ausrüstungen, DV-Geräten, Elektronik, Optik sowie nach Metallerzeugnissen überdurchschnittlich stark steigen wird. Der Import von Kraftwagen und Maschinen dürfte, wie bereits in der Vergangenheit, lediglich unterdurchschnittlich zunehmen.
Kraftwagen und Kraftwagenteile
Kraftwagen und Kraftwagenteile
Maschinen und Maschinenteile
Maschinen und Maschinenteile
Obwohl die deutsche Ausfuhr in der Produktgruppe Maschinen und Maschinenteile nach Brasilien von 2012 bis 2022 im Durchschnitt um 2 Prozent p. a. gesunken ist, spielt sie mit einem Handelsvolumen von rund 2,5 Milliarden Euro nach wie vor eine besondere Rolle bei den bilateralen Handelsbeziehungen. Deutschland gehört mit einem Anteil von 11 Prozent nach China (30 %) und den USA (17 %) zu den Marktführern auf dem brasilianischen Importmarkt. Ein wesentlicher Wachstumstreiber ist der zunehmende Bedarf an Agrarmaschinen. Wichtige Markttrends sind das Smartfarming, die Energieeffizienz und die Nutzung von Industrie 4.0-Technologien. Die eigens eingerichtete Kammer I4.0 unterstützt die Unternehmen bei der Digitalisierung und Implementierung von Industrie 4.0-Technologien. Neue Absatzchancen für deutsche Hersteller ergeben sich durch eine Anpassung des brasilianischen Zollregimes und der Harmonisierung der Normen in diesem Bereich. Gleichzeitig weitet China seit der Covid-19-Pandemie seine Exporte nach Brasilien aus.
Elektrische Ausrüstungen
Elektrische Ausrüstungen
In der Produktgruppe Elektrische Ausrüstungen hat sich bei der deutschen Ausfuhr nach Brasilien über die vergangene Dekade wenig verändert. Derzeit zählt Deutschland mit einem Exportwert von 800 Millionen Euro (2022) und einem Marktanteil von 8 Prozent zu den drei Hauptakteuren auf dem brasilianischen Importmarkt. Der Abstand zu Marktführer China mit 49 Prozent ist dennoch enorm. Vor dem Hintergrund steigender Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstumszahlen steigt auch der brasilianische Energiebedarf. Dadurch genießt der Netzausbau in Brasilien auch seitens der Regierung eine hohe Priorität. Wir erwarten entsprechend, dass die brasilianische Importnachfrage nach Elektrischen Ausrüstungen über die kommenden Jahre überdurchschnittlich stark zulegt.
DV-Geräte, Elektronik, Optik
DV-Geräte, Elektronik, Optik
Bei der Produktgruppe DV-Geräte, Elektronik, Optik zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Elektrischen Ausrüstungen. Die deutschen Exporte der Produktgruppe sind über die vergangenen Jahre zwischen 2012 und 2022 durchschnittlich um 1 Prozent p. a. gesunken und haben 2022 einen Wert von 700 Millionen Euro erreicht. Damit deckt Deutschland lediglich 3 Prozent der brasilianischen Importnachfrage in diesem Bereich und liegt weit hinter den Marktführern China (48 %) und den USA (16 %) zurück. Im regionalen Vergleich ist das Durchschnittsalter in Brasilien am höchsten. Entsprechend stark werden die Gesundheitsausgaben und der medizinische Bedarf über die kommenden Jahre steigen. Dadurch ergeben sich Absatzchancen für deutsche Medizintechnik-Produzenten. Auch für Halbleiter ist Brasilien ein wachsender Absatzmarkt. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der zunehmenden Nutzung von Industrie 4.0-Technologien im verarbeitenden Gewerbe sowie dem Trend hin zum vernetzten Fahren steigt auch in Brasilien der Bedarf an Halbleitern. Insgesamt dürfte die brasilianische Importnachfrage nach DV-Geräten, Elektronik und Optik bis 2030 überdurchschnittlich stark zulegen.
Metallerzeugnisse
Metallerzeugnisse
Die deutsche Ausfuhr in der Produktgruppe Metallerzeugnisse stagnierte in den vergangenen zehn Jahren bei einem Wert von rund 400 Millionen Euro. Mit diesem Handelswert deckt Deutschland rund 8 Prozent der brasilianischen Importnachfrage nach Metallerzeugnissen und zählt damit zu den Hauptakteuren auf dem wettbewerbsintensiven Importmarkt. Hauptakteur ist – wie in vielen weiteren Bereichen – China mit einem Anteil von 44 Prozent. Absatzchancen für deutsche Unternehmen könnten sich in den kommenden Jahren etwa im Bereich Schienenverkehr ergeben. Brasilien plant bis 2035 den Transportanteil der Schiene auf 40 Prozent zu verdoppeln. Dafür hat die staatliche Regulierungsagentur ein Förderprogramm ins Leben gerufen und ein Investitionsvolumen von insgesamt rund 33 Milliarden US-Dollar genehmigt. Für die brasilianische Importnachfrage nach Metallerzeugnissen erwarten wir während der 2020er-Jahre ein überdurchschnittlich starkes Wachstum.
Brasilien als Investitionsstandort
Brasilien hat für deutsche Investoren über die vergangenen Jahre an Attraktivität verloren. Derzeit liegt die Summe der deutschen Auslandsinvestitionen in Brasilien bei gut 18 Milliarden Euro (2021). 2011 lag der Bestand noch bei fast 24 Milliarden Euro. Brasilien spielt derzeit mit einem Anteil von 1,3 Prozent an den gesamten deutschen Auslandsinvestitionen eine eher geringe Rolle. Auslösend für diese negative Entwicklung war hauptsächlich die politische Unsicherheit der vergangenen Jahre, die erst mit den Präsidentschaftswahlen Ende 2022 endete.
Die Wahl des Präsidenten Lula da Silva könnte für mehr Stabilität und eine entsprechend wieder steigende Attraktivität Brasiliens als Investitionsstandort sorgen. Weitere Vorteile bieten der große Binnenmarkt, die diversifizierte Industrie und der Rohstoffreichtum des Landes. Zusätzlich ist rund jede bzw. jeder fünfte Beschäftigte in der Industrie beschäftigt – ein Hinweis darauf, dass Investoren aus dem verarbeitenden Gewerbe vergleichsweise gut ausgebildete Fachkräfte finden können.
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