Regionale Unterschiede

Engpässe treten aufgrund des starken Rückgangs der erwerbsfähigen Bevölkerung insbesondere in den ländlichen Kreisen im Norden Bayerns auf.

Die große Fläche Bayerns führt dazu, dass das Land in Bezug auf die regionalen Arbeitsmärkte viele regionale Unterschiede aufweist. Daher lohnt es sich, neben den Gesamtentwicklungen in Bayern auch die Entwicklungen in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten genauer zu betrachten.

Die vorliegende Studie zielt auf diese regionale Differenzierung ab und analysiert für jeden der 96 Kreise und kreisfreien Städte die Entwicklung von Angebot und Nachfrage bis zum Jahr 2035, differenziert nach 36 Berufshauptgruppen. Dabei stützt sie sich unter anderem auf detaillierte Daten der Bundesagentur für Arbeit für die Vergangenheit sowie zum aktuellen Zeitpunkt. Die regionalen Unterschiede bezüglich einiger ausgewählter Kennziffern zum Status Quo werden nachstehend dargestellt. Die Modellergebnisse für die Entwicklung von Angebot und Nachfrage für den Zeitraum bis 2035 finden sich auf der nächsten Seite.

Regionale Unterschiede im Status Quo

In der folgenden Abbildung werden regionale Unterschiede für gängige Kennzahlen zur Arbeitsmarktsituation dargestellt. Dabei werden folgende Indikatoren betrachtet:

    1. Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung
    2. Beschäftigungsquote
    3. Teilzeitquote
    4. Arbeitslosenquote

Eine genauere Erläuterung der Kennziffern, deren jeweilige Relevanz für den Arbeitsmarkt und eine Interpretation der Ergebnisse mit Blick auf die regionalen Besonderheiten findet sich in den Infoboxen unterhalb der nachstehenden Abbildung 5.

Erwerbsfähige Bevölkerung

Die erwerbsfähige Bevölkerung ist in Abbildung 5 für jeden Kreis als Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre) an der gesamten Bevölkerung in % (2021) ausgewiesen.

Ist der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung überdurchschnittlich hoch, deutet dies auf einen Kreis hin mit demografisch günstigen Voraussetzungen für die zukünftige Entwicklung des Arbeitskräfteangebots. Zwar ist diese auch von anderen Faktoren wie der Entwicklung der Binnenwanderung oder der Beschäftigungsquoten abhängig. Dennoch stellt diese Kennziffer einen ersten Hinweis auf das derzeit verfügbare Potenzial und die regionalen Unterschiede in Bezug auf das Arbeitskräfteangebot dar.

Der ungewichtete Mittelwert des Anteils der erwerbsfähigen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung liegt über alle Kreise hinweg bei 65 Prozent. Zwischen den einzelnen Kreisen zeigt sich dabei eine Bandbreite zwischen 61 Prozent in Wunsiedel im Fichtelgebirge und 70 Prozent in Regensburg, Stadt. Diese Bandbreite bedeutet, dass in jedem der Kreise und der kreisfreien Städte bereits heute mindestens drei von zehn Personen nicht im erwerbsfähigen Alter sind. Übergreifend zeigt sich ebenfalls, dass der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung in den dichter besiedelten Kreisen und kreisfreien Städten in der Regel höher liegt als in den ländlichen Regionen.

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Beschäftigungsquote

Die Beschäftigungsquote ist in Abbildung 5 für jeden Kreis als Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre) in % (2022) ausgewiesen.

Die Beschäftigungsquote zeigt den Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung, der derzeit tatsächlich in einer Beschäftigung steht und ist damit ein Indikator für die tatsächliche Nutzung des vorhandenen Arbeitsangebots. Indirekt lässt sich somit also auch beurteilen, welche Relevanz die Ausweitung der Beschäftigungsquote als potenzielles Handlungsfeld zur Arbeits- und Fachkräftesicherung in einer bestimmten Region hat. 

Der ungewichtete Mittelwert der Beschäftigungsquote liegt über alle Kreise hinweg bei 67 Prozent. Die Bandbreite zwischen den einzelnen Kreisen weist mit zwischen 57 Prozent im Berchtesgadener Land und 72 Prozent in Dingolfing-Landau jedoch auf deutliche Unterschiede zwischen den Kreisen hin. Bei der Interpretation gilt es allerdings zu beachten, dass hierbei die in einem Kreis Beschäftigten (nach dem Arbeitsort-Prinzip) in Relation zur Bevölkerung vor Ort gesetzt werden. Das bedeutet, dass eine hohe Beschäftigungsquote in vielen Kreisen auch auf die Relevanz der Einpendler zurückzuführen ist. Das dürfte insbesondere auch für den Kreis Dingolfing-Landau gelten, bei dem das Dingolfinger Werk der BMW AG den mit Abstand größten Arbeitgeber stellt und viele der Mitarbeiter aus umliegenden Kreisen einpendeln.

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Teilzeitquote

Die Teilzeitquote ist in Abbildung 5 als Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in % (2020) ausgewiesen.

Im Hinblick auf potenziell entstehende Ungleichgewichte und Maßnahmen zur Sicherung von Arbeits- und Fachkräften sind regionale Unterschiede bzgl. der Teilzeitquote ebenfalls interessant. So können gezielte Anreize und Förderungen für einen Wechsel in Vollzeit dazu beitragen das Arbeitsvolumen zu erhöhen und potenzielle Arbeitskräfteengpässe abzumildern. Eine differenzierte Betrachtung der Teilzeitquote ist dabei jedoch wichtig. So kann eine hohe Teilzeitquote einerseits auf eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben hinweisen, andererseits jedoch auch auf strukturelle Probleme wie mangelnde Vollzeitstellen oder unterbeschäftigte Arbeitskräfte zurückzuführen sein.  

Der ungewichtete Mittelwert der Teilzeitquote liegt über alle Kreise hinweg bei 29 Prozent. Die höchste Teilzeitquote findet sich mit etwa 36 Prozent bzw. gut einem Drittel der Beschäftigten in Würzburg, Stadt. Die niedrigste Quote an Beschäftigten in Teilzeit findet sich mit 20 Prozent hingegen in Dingolfing-Landau. Ein bestimmtes Muster ist mit Blick auf die Karte dabei nicht zu erkennen. So finden sich sowohl über- und unterdurchschnittliche Teilzeitquoten sowohl in städtischen als auch ländlichen Kreisen sowie in jedem der Regierungsbezirke.

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Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote ist in Abbildung 5 als Arbeitslosenquote in % (2021) ausgewiesen.

Die Arbeitslosenquote ist im Kontext von Arbeitsmarktanalysen ebenfalls ein relevanter Indikator. So deutet eine niedrige Arbeitslosenquote darauf hin, dass Arbeits- und Fachkräfte bereits knapp sind und auf Seiten der Unternehmen Schwierigkeiten bestehen könnten, passend qualifiziertes Personal zu finden. Eine hohe Arbeitslosenquote deutet hingegen auf ein Überangebot an Arbeits- und Fachkräften bzw. auf einen strukturellen Mismatch zwischen Angebot und Nachfrage hin.

Bei der Arbeitslosenquote liegt der ungewichtete Mittelwert über alle Kreise hinweg bei 3,4 Prozent. In Eichstätt ist die Arbeitslosenquote mit 1,9 Prozent dabei am niedrigsten, in der Stadt Schweinfurt mit 6,2 Prozent hingegen am höchsten. Insgesamt zeigt sich deutlich, dass die Arbeitslosigkeit in den kreisfreien Städten in der Regel höher liegt als im ländlichen Raum. Dabei handelt es sich allerdings um ein gängiges Phänomen auf dem Arbeitsmarkt und bedeutet nicht etwa, dass die wirtschaftliche Situation in den Städten schlechter ist. Abgesehen von den Unterschieden zwischen städtischen und ländlichen Regionen lassen sich bei der Betrachtung der Karte zwischen den Kreisen jedoch keine nennenswerten Muster feststellen.

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Die betrachteten Kennziffern bieten einen ersten Überblick zur übergreifenden Arbeitsmarktsituation. Um weitere Aussagen über die wirtschaftliche Struktur einer Region zu erhalten, ist in der nachstehenden interaktiven Abbildung 6 für jede Berufshauptgruppe der Anteil der Beschäftigten an der Gesamtzahl der Beschäftigten der jeweiligen Kreise abgebildet. Damit wird bspw. sichtbar, ob ein bestimmter Kreis eher von industriellen oder handwerklichen Berufen geprägt ist. Darüber hinaus werden durch einen Klick auf einen bestimmten Kreis weitere Kennziffern für die spezifische Berufshauptgruppen-Kreis-Kombination dargestellt. Dazu gehört die absolute Anzahl der Beschäftigten, deren Aufteilung nach Geschlecht sowie deren Aufteilung nach dem Qualifikationsniveau.

Über alle Kombinationen von Berufshauptgruppen und Kreisen hinweg finden sich zunächst viele Gemeinsamkeiten. So gibt es Berufsgruppen, die in nahezu jedem Kreis einen sehr hohen Anteil an der gesamten Beschäftigung ausmachen. Dies ist beispielsweise bei den Berufen der Unternehmensführung, -organisation der Fall. Hier liegt der ungewichtete Mittelwert über alle Kreise hinweg bei knapp 12 Prozent der Beschäftigten. In Erlangen-Höchstadt ist sogar ein Viertel der Beschäftigten in diesem Beruf tätig. 

Daneben finden sich jedoch auch Regionen, in denen aufgrund der Wirtschaftsstruktur vor Ort ganz spezifische Berufshauptgruppen dominieren. Dies ist beispielweise in Dingolfing-Landau der Fall. Hier sind gut 23 Prozent der insgesamt Beschäftigten den Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen zugeordnet. Der ungewichtete Mittelwert über alle Kreise hinweg liegt in dieser Berufshauptgruppe hingegen lediglich bei 6,7 Prozent.

Abbildung 6
Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einer Berufshauptgruppe an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigen, 2022, in Prozent

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