
Nachfrage und Angebot bis 2035
Arbeitskräfteangebot im Detail
Das verfügbare Arbeitskräfteangebot ist für die Entwicklung einer Volkswirtschaft zentral. Die für das bayerische Arbeitskräfteangebot zentrale Determinante ist dabei die Bevölkerungsentwicklung. Diese wird von der Geburtenrate, der Lebensentwicklung und der Migration beeinflusst. Neben der Bevölkerungsentwicklung insgesamt beeinflussen diese Faktoren auch die Altersstruktur der Bevölkerung.
Die Bevölkerungszahl in Bayern erreicht voraussichtlich Anfang der 2030er Jahre mit rund 13,4 Millionen Menschen ihren Höchststand und stagniert im Anschluss auf diesem Niveau (Abbildung 7). Gleichzeitig sinkt in den kommenden 15 Jahren der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter an der gesamten Bevölkerung – von 64 Prozent im Jahr 2019 auf 58 Prozent im Jahr 2035. Als Personen im erwerbsfähigen Alter werden dabei Personen zwischen 20 und 67 Jahren gezählt. Nach weitgehender Stabilität in den ersten Prognosejahren beschleunigt sich die Alterung in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre deutlich. In der Folge steigt der Altenquotient, der die Zahl der Personen im Rentenalter je 100 Personen im erwerbsfähigen Alter bemisst, deutlich an von 27 im Jahr 2020 auf 39 im Jahr 2035.
Abbildung 7
Bevölkerung Bayerns im Zeitraum 2015 bis 2035, Index 2015 = 100
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Die im Vergleich mit Gesamtdeutschland noch günstige Bevölkerungsentwicklung in Bayern ist auf eine hohe Zuwanderung aus dem In- und Ausland zurückzuführen. Ohne den Zuzug aus dem In- und Ausland wäre die bayerische Bevölkerung in den letzten beiden Jahrzehnten aufgrund eines durchgehend negativen Saldos von Geburten zu Sterbefällen geschrumpft. Neben Umfang und Struktur der Bevölkerung ist der eingeschlagene Beruf entscheidend für die Frage, ob sich ein Mismatch am Arbeitsmarkt bildet.
Im Ergebnis der Szenariorechnung geht das Arbeitskräfteangebot bis zum Jahr 2035 um gut neun Prozent gegenüber dem Jahr 2020 zurück (Abbildung 8). Der durchschnittliche Rückgang beträgt 0,6 Prozent p. a. Da die Erwerbsquote konstant gehalten wird, ist die demografische Entwicklung in Bayern der zentrale Treiber des Arbeitskräfteangebots. Entsprechend geht das Angebot in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre am schnellsten zurück. Das Arbeitskräfteangebot sinkt von 6,5 Millionen Personen im Jahr 2020 auf 5,8 Millionen Personen im Jahr 2035 ab.
Abbildung 8
Veränderung des bayerischen Arbeitskräfteangebots, insgesamt, in Prozent gegenüber 2020
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Mit Blick auf die einzelnen Berufshauptgruppen zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede (Abbildung 9). Dabei entwickelt sich das Arbeitskräfteangebot zumeist in solchen Berufshauptgruppen günstiger, in denen der Anteil an akademischen Abschlüssen überdurchschnittlich hoch ist. Unter diesen Absolventen sind vor allem die jüngeren Kohorten vertreten, die auch 2035 noch erwerbstätig sind. In Berufen, in denen das Arbeitskräfteangebot besonders stark zurückgeht, arbeiten dagegen zumeist Personen auf den Anforderungsprofilen Helfer oder Fachkraft.
Besonders stechen die Berufe an den Rändern der Entwicklung heraus. Das Arbeitskräfteangebot in den Reinigungsberufen, aber auch in den Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufen verändert sich bis zum Jahr 2035 besonders stark. Entscheidender Treiber dieser Entwicklung ist die demografische Struktur der Beschäftigten im Jahr 2020. Die Beschäftigtenstruktur in den Reinigungsberufen ist weit überdurchschnittlich alt– entsprechend viele Personen gehen bis zum Ende des Beobachtungszeitraums in Rente. Dabei sind im Jahr 2020 etwa 85 Prozent dieser Beschäftigten Helfer. Ein rechnerisch entstehender Engpass könnte daher durch Quereinstiege mit einem vergleichsweise geringen Qualifizierungsaufwand abgefedert werden. Im Gegensatz dazu sind die Beschäftigten in den Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufen deutlich jünger. Fast 30 Prozent der Beschäftigten in diesen Berufen sind unter 30 Jahre alt, in der gesamten bayerischen Beschäftigung sind dies nur 22 Prozent.
Abbildung 9
Veränderung des bayerischen Arbeitskräfteangebots, nach Berufshauptgruppen, für die Jahre 2025, 2030, 2035, in Prozent gegenüber 2020
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Nachstehend werden die Entwicklungen für ausgewählte Berufshauptgruppen detaillierter dargestellt. Dabei wird ebenfalls erläutert, welche Faktoren die Wesentlichen Treiber sind. Dabei betrachten wir die Berufshauptgruppen Führer von Fahrzeug- u. Transportgeräten, Medizinische Gesundheitsberufe und Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbau.
Medizinische Gesundheitsberufe
Diese Berufshauptgruppe verzeichnet einen leichten Rückgang des Arbeitskräfteangebots (-1 Prozent p. a.). Diese Entwicklung ist zum einen maßgeblich auf den starken Rückgang in der Berufsgruppe Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe zurückzuführen (Tabelle 6).[1] In dieser Berufsgruppe sinkt das Arbeitskräfteangebot um etwa 16.400 Personen. Zum anderen erwarten wir ein steigendes Arbeitskräfteangebot in anderen Berufsgruppen, wie etwa der Human- und Zahnmedizin.
[1] Die Berufsgruppe der Altenpflege ist der Berufshauptgruppe Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege-, und Wellnessberufe, Medizintechnik zugeordnet und wird hier deshalb nicht dargestellt. Auch in der Altenpflege geht das Arbeitskräfteangebot im Zeitraum von 2020 bis 2035 jedoch mit -1 Prozent p. a. stark zurück.
Tabelle 6
Entwicklung des Arbeitskräfteangebots in Bayern in der Berufshauptgruppe medizinische Gesundheitsberufe, nach zugehörigen Berufsgruppen | ||||
zugehörige Berufsgruppen | Angebot 2020 | Angebot 2035 | Anteil 2020 | Änderung Angebot |
Arzt- und Praxishilfe | 127.100 | 127.100 | 29% | 0,0% |
Medizinisches Laboratorium | 16.600 | 14.700 | 4% | -0,8% |
Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe | 172.200 | 155.800 | 39% | -0,7% |
Human- und Zahnmedizin | 47.500 | 56.900 | 11% | 1,2% |
Tiermedizin und Tierheilkunde | 2.800 | 3.700 | 1% | 1,8% |
Psychologie und nicht ärztliche Psychotherapie | 8.500 | 10.900 | 2% | 1,7% |
Nicht ärztliche Therapie und Heilkunde | 42.400 | 45.400 | 10% | 0,5% |
Pharmazie | 27.700 | 25.800 | 6% | -0,5% |
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2021, eigene Berechnungen |
In den Berufsgruppen Human- und Zahnmedizin sowie Tiermedizin und Tierheilkunde ist der Anteil der unter 30-jährigen aufgrund der langen, akademischen Ausbildung gering, der Anteil der 30 bis unter 50-jährigen hingegen überdurchschnittlich hoch.
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