Resultierende Ungleichgewichte auf dem bayerischen Arbeitsmarkt

In den meisten Berufen entstehen Fachkräfteengpässe. Überschüsse an anderen Stellen führen zu potenziell höherer Mismatch-Arbeitslosigkeit.

Entwicklung von Angebot und Nachfrage führt zu Ungleichgewichten

Die in dieser Studie vorgenommene Differenzierung von Angebot und Nachfrage nach Berufen ermöglicht Aussagen darüber, in welchen Berufen die rechnerisch größten potenziellen Ungleichgewichte entstehen. Hierfür werden das Angebot und die Nachfrage für jeden Beruf saldiert und der resultierende Saldo in Relation zur Nachfrage nach Arbeitskräften in diesem Beruf gesetzt. Im Ergebnis steht der Arbeitskräftesaldo in Prozent der Nachfrage. Die Interpretation ist dabei wie folgt: Bei einem relativen Arbeitskräftesaldo von -10 Prozent lassen sich 10 Prozent der bayerischen Nachfrage nach Arbeitskräften in diesem Beruf nicht vom vor Ort bestehenden Angebot decken. Angebotsüberschüsse werden hingegen durch einen positiven Saldo zum Ausdruck gebracht. 

Bei der Interpretation muss beachtet werden, dass es sich um ein relatives Konzept handelt. Beispielsweise wirkt ein negativer Saldo von beispielsweise -20 Prozent der Nachfrage im Jahr 2035 zunächst besonders groß. Verbergen sich dahinter aufgrund einer insgesamt geringen Nachfrage jedoch nur vergleichsweise wenige fehlende Arbeitskräfte, muss dies für die bayerische Wirtschaft nicht zwingend problematisch sein. 

Die Betrachtung des Arbeitskräftesaldos für die einzelnen Berufshauptgruppen zeigt erstens, dass die Ungleichgewichte im Zeitverlauf deutlich zunehmen (Abbildung 11). Die Nachfrage wird das Angebot deutlich übersteigen. Arbeitslosigkeit als gesellschaftliche Herausforderung wird demzufolge weiter an Bedeutung verlieren und die Aufgabe eher darin bestehen, ein besseres Matching von Angebot und Nachfrage zur Vermeidung potenzieller Engpässe zu erzielen.

Abbildung 11
Arbeitskräftesaldo nach Berufshauptgruppen, als Angebot in Prozent der Nachfrage und absolut in Tsd., 2025/2030/2035

23 degrees

Interactive graph will be embedded here

(You need a Pro Account from 23degrees.io to publish publicly.)

Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass Engpässe oder Überschüsse an Arbeitskräften vor allem durch die Entwicklung des Angebots bestimmt werden. Dies wird deutlich durch einen Vergleich der Berufshauptgruppen mit den höchsten Engpässen und Überschüssen mit den eingangs zu Kapitel 3 dargestellten Entwicklungen von Angebot und Nachfrage.[7] Darüber hinaus wird deutlich, dass es sich bei den Überschussberufen um eher hochqualifizierte Jobs mit einem hohen Anteil an Experten und Spezialisten handelt, die in der Regel einen akademischen Hintergrund haben. Bei den Berufen mit Engpässen hingegen handelt es sich eher um Berufshauptgruppen, in denen ein hoher Anteil an Beschäftigten als Fachkraft mit absolvierter beruflicher Ausbildung beschäftigt ist. 

Bei der Betrachtung der Salden gilt es auf Ebene der 36 Berufshauptgruppen zu beachten, dass sich die Ergebnisse für einzelne der zugehörigen 141 Berufsgruppen deutlich anders darstellen und abweichen können. Interessant sind dabei die Fragen, ob eine unterschiedliche Entwicklung auf Ebene der jeweils zugehörigen Berufsgruppen zu beobachten ist und welche der Berufsgruppen besonders prägend für die Gesamtentwicklung der zugehörigen Berufshauptgruppe ist. Diese Fragen beantworten wir im Folgenden für besonders auffällige Entwicklungen, sowohl für Berufshauptgruppen mit Engpässen (Kapitel 3.2), als auch für Berufshauptgruppen mit Überschüssen (Kapitel 3.3).

[7] Beispielsweise hatte sich in den Berufshauptgruppen Reinigungsberufe und Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten, in denen der anteilig größte Mangel herrscht, auch der anteilig größte Rückgang des Angebots gezeigt.

Container for the scroll indicator

(Will be hidden in the published article)