Gesamtwirtschaftliche Prognose

Indonesien ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 1.100 Mrd. Euro das wirtschaftliche Schwergewicht in der Gruppe der ASEAN-Länder und ist seit der Jahrtausendwende mit einer anhaltend hohen Dynamik gewachsen. Wir erwarten, dass die Wirtschaft des Landes von 2023 bis 2030 mit einer Wachstumsrate von 5,0 Prozent pro Jahr weiter spürbar zulegen wird. Dieses Wachstum wird v. a. von der jungen, konsumfreudigen Bevölkerung und den Investitionen angetrieben. Beim ruttoinlandsprodukt je Einwohner bewegt sich Indonesien im regionalen Vergleich im Mittelfeld. Das Wohlstandsniveau dürfte über die kommenden Jahre von rund 3.800 Euro pro Kopf im Jahr 2023 auf rund 5.000 Euro im Jahr 2030 ansteigen. Spitzenreiter der ASEAN-Gruppe wird 2030 weiterhin Singapur sein – mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 65.000 Euro.

Demografische Entwicklung

2023 wohnten in Indonesien über 280 Millionen Menschen. Damit zählt der Inselstaat zu den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Über die kommenden Jahre dürfte das recht junge Land mit 0,9 Prozent p. a. weiter leicht wachsen. Grund für die abnehmende Wachstumsdynamik sind sowohl die sinkende Geburtenrate als auch die anhaltend hohe Zahl an Wanderarbeitern, die jedes Jahr das Land verlassen. Der Inselstaat ist eines der weltweit wichtigsten Herkunftsländer von Wanderarbeitern, die hauptsächlich in Niedriglohnsektoren angestellt werden. In der Folge setzt in der kommenden Dekade ein Alterungsprozess ein, jedoch auf einem sehr niedrigen Niveau: Der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bleibt konstant, der Anteil der über 64-Jährigen nimmt leicht zu. Das größte Hindernis für die Weiterentwicklung des Landes ist das niedrige Lohn- und Bildungsniveau.


Außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen Indonesien und Deutschland richten sich nach einem Partnerschafts- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Indonesien von 2014, dem damals ersten dieser Art mit einem ASEAN-Mitgliedstaat, welches v. a. Absichtserklärungen zur weiteren engen Zusammenarbeit in unterschiedlichen Bereichen – u. a. technische Handelshemmnisse, Gesundheits- und Pflanzenschutz sowie Handelserleichterungen – beinhaltet. Viele tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse bestehen aber nach wie vor. Seit 2016 laufen Verhandlungen zwischen Indonesien und der Europäischen Union zu einem Freihandelsabkommen, welches u. a. die Bereiche Zölle, nichttarifäre Handelshemmnisse, Dienstleistungshandel sowie Investitionen und Rechte an geistigem Eigentum abdecken soll. Einen zentralen Konfliktpunkt stellt u. a. der Marktzugang von indonesischen Biokraftstoffen auf Basis von Palmöl und Ölpalmenpflanzen dar. Darüber hinaus ist Indonesien Mitglied des Verbandes Südostasiatischer Nationen und damit auch der ASEAN-Freihandelszone sowie der weltweit größten Freihandelszone, der regionalen Wirtschaftspartnerschaft (RCEP).

Institutionelle Rahmenbedingungen

Die institutionellen Rahmenbedingungen Indonesiens werden im regionalen Vergleich als durchschnittlich eingeschätzt. Die institutionellen Stärken liegen gemäß dem World Competitiveness Index bei der jungen Arbeitsbevölkerung, dem einfachen Steuersystem sowie dem niedrigen Lohn- und Preisniveau. Zu den hemmende Standortfaktoren Indonesiens zählt ein hoher Krankenstand aufgrund des mangelhaften Gesundheitssektors, ein eher niedriges Bildungsniveau und bürokratische Hemmnisse in Folge der ineffizient arbeitenden staatlichen Verwaltung.

Politische Rahmenbedingungen

Indonesien ist eine Präsidialrepublik und damit formal die drittgrößte Demokratie der Welt. Die politischen Rahmenbedingungen gelten als sehr stabil. Seit fast einer Dekade regiert der Präsident Joko Widodo mit seiner PDI-P-Partei, welche ideologisch sowohl nationalistische als auch sozialdemokratische Züge trägt. Die indonesische Wirtschaftspolitik ist durch ein hohes Maß an staatlicher Regulierung geprägt. Zudem werden zahlreiche Wirtschaftsbereiche durch protektionistische Maßnahmen vom ausländischen Wettbewerb abgeschirmt. 2024 steht die nächste Präsidentschaftswahl an, in welcher der amtierende Präsident Widodo aufgrund der Verfassung kein weiteres Mal gewählt werden darf. Derzeit lässt sich noch nicht absehen, welcher Kandidat aus welcher Partei 2024 das Rennen machen wird.

Exportchancen in Indonesien im Fokus

In den vergangenen Jahren hat Indonesien als deutscher Außenhandelspartner an Bedeutung verloren: Zwischen 2012 und 2022 ist die deutsche Ausfuhr nach Indonesien um 0,5 Prozent p. a. gesunken. 2022 beliefen sich die deutschen Exporte in den Inselstaat auf rund 3 Milliarden Euro, was einem Anteil von lediglich 0,2 Prozent der gesamten deutschen Ausfuhr entspricht.

Für die kommenden Jahre erwarten wir ein kräftiges Wachstum der indonesischen Importnachfrage im Allgemeinen. Sie dürfte im Durchschnitt um 4,4 Prozent pro Jahr steigen. Besonders stark wird dabei die Importnachfrage nach DV-Geräten, Elektronik und Optik sowie die Nachfrage nach Elektrischen Ausrüstungen zulegen. Die Nachfrage nach der Produktgruppe Kraftwagen und Kraftwagenteile wird sich hingegen auch künftig nur unterdurchschnittlich entwickeln.

Kraftwagen und Kraftwagenteile

Obwohl die Produktgruppe Kraftwagen und Kraftwagenteile für die deutsche Exportwirtschaft eine zentrale Rolle spielt, spiegelt sich diese Relevanz in den deutsch-indonesischen Außenhandelsbeziehungen nicht wider. Die deutschen Exporte nach Indonesien in diesem Bereich sind zwischen 2012 und 2022 mit durchschnittlich 6 Prozent p. a. sehr stark gesunken, sodass Deutschland 2022 nur Waren dieser Gruppe im Wert von 100 Millionen Euro nach Indonesien lieferte. Somit hat Deutschland auf dem indonesischen Importmarkt einen geringen Marktanteil von 2 Prozent. Den größten Marktanteil hat Japan mit 38 Prozent. Japanische Autobauer produzieren auch selbst in großem Umfang in Indonesien, jedoch vorrangig für den Export und nicht den inländischen Markt. Politisch wird die inländische Automobilproduktion unterstützt, indem Fahrzeugimporte mit hohen Steuern und Abgaben belegt werden, was ihre Wettbewerbsfähigkeit einschränkt. Das Thema Elektromobilität wird zwar politisch gefördert, der Absatzmarkt für E-Autos ist trotzdem sehr klein, da hohe Preise sowie eine mangelhafte Lade- und Elektroinfrastruktur den Ausbau hemmen.

Maschinen und Maschinenteile

Innerhalb der Produktgruppe Maschinen und Maschinenteile hat Deutschland im Vergleich zu den weiteren betrachteten Produktgruppen den größten Marktanteil. Rund 3 Prozent der indonesischen Importnachfrage nach Maschinen mit einem Wert von 700 Millionen Euro stammt aus Deutschland. Dies ist dennoch ein vergleichsweise kleiner Teil, obwohl Indonesien kaum eigene Maschinen herstellt. Zwischen 2012 und 2022 ist der deutsche Export von Maschinen nach Indonesien um durchschnittlich 4 Prozent p. a. zurückgegangen, während China als Lieferant weiter an Bedeutung gewonnen hat und 2021 rund 43 Prozent des indonesischen Importmarktes bediente. Deutsche Technik ist lediglich in Nischenbereichen gefragt. Künftige Chancen in dem wachsenden Absatzmarkt können sich im Rahmen der Initiative „Making Indonesia 4.0“ ergeben. Sie setzt Anreize, die Industrie des Landes mit Industrie 4.0-Technologien zu modernisieren. Die stärkste Wirkung sowie die besten Voraussetzungen zur Umsetzung der neuen Produktionstechnologien sieht die indonesische Regierung in den folgenden Branchen: Nahrungsmittel und Getränke, Textilien und Bekleidung, Automobil, Elektronik und Chemie.

Elektrische Ausrüstungen

Im Produktbereich Elektrische Ausrüstungen zeigt sich ein ähnliches Bild wie im Kraftwagenbau: Deutschland spielt mit einem Anteil von 2 Prozent am gesamten Importmarkt eine untergeordnete Rolle. Zwar ist die deutsche Ausfuhr dieser Warengruppe von 2012 bis 2022 mit durchschnittlich 2 Prozent p. a. moderat gewachsen, dennoch lieferte Deutschland zuletzt Elektrische Ausrüstungen im Wert von lediglich rund 200 Millionen Euro (2022) an Indonesien. Auch für diesen Produktbereich können sich durch die Initiative „Making Indonesia 4.0“ neue Absatzchancen für deutsche und bayerische Produzenten ergeben. Mit dem starken Wirtschaftswachstum steigt die Stromnachfrage. Um dieser nachkommen zu können, muss das indonesische Stromnetz ausgebaut werden. Deutsche Unternehmen sind zum Teil schon in Indonesien im Ausbau des Stromnetzes und der Fertigung elektrischer Ausrüstungen angesiedelt. Großen Bedarf gibt es auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Indonesien. Bisher sind zwei Drittel im Strommix noch Kohlestrom. Großes Potenzial bietet v. a. die Solarenergie, wofür ein Großteil der Technologie importiert werden muss. So soll auf der Insel Batam der größte schwimmende Solarpark der Welt entstehen, weitere Solarparks sind ebenfalls in Planung.

DV-Geräte, Elektronik, Optik

Auf dem Importmarkt von DV-Geräten, Elektronik und Optik spielt Deutschland mit rund 1 Prozent eine Nebenrolle. Zwar ist die deutsche Ausfuhr zwischen 2012 und 2022 um durchschnittlich 3 Prozent p. a. gestiegen, dennoch bleibt der Gesamtwert auf einem vergleichsweise geringen Niveau (200 Mio. Euro in 2022). Der Großteil der indonesischen Importnachfrage wird von asiatischen Staaten – China (41 %), Singapur (29 %) – gedeckt. Neue Absatzchancen für deutsche Unternehmen könnte v. a. der Bereich Medizintechnik bieten. Zwar wird inländisch produzierte Technik der importierten vorgezogen, dadurch sinkt aber bei gleichzeitig steigendem Bedarf die Versorgungsqualität, weil damit nur die Nachfrage nach einfachen Produkten gedeckt werden kann. Die heimischen Produktionsstätten der Branche werden zunehmend moderner, etwa in den Bereichen Halbleiter, Smartphones oder elektronische Bauelemente. Zwar ist die Branche nur wenig in die globalen Lieferketten eingebunden, trotzdem könnten sich für spezialisierte deutsche Zulieferer Chancen ergeben.

Metallerzeugnisse

Der Importmarkt für Metallerzeugnisse zeigt ein ähnliches Bild wie der Markt für DV-Geräte, Elektronik und Optik. Deutschland bedient mit rund 100 Millionen Euro nur 1 Prozent der indonesischen Importnachfrage nach Metallerzeugnissen. Die Hauptakteure auf dem indonesischen Importmarkt sind asiatische Staaten, wie China (59 %), Singapur (11 %) und Japan (7 %). Bis 2030 erwarten wir für die Importnachfrage nach Metallerzeugnisse im Durchschnitt ein deutliches Wachstum von 3,7 Prozent p. a. Absatzchancen bieten in diesem Bereich v. a. die zahlreichen Großbauprojekte, beispielsweise der Bau der neuen Hauptstadt Nusantara. Dafür benötigt Indonesien eine Vielzahl an Zulieferprodukten. Einfache Güter werden meist aus China importiert, während europäische Länder komplexere Güter liefern. Mittelfristig plant Indonesien die eigene Produktion auszuweiten, um weniger auf Importe angewiesen zu sein.

Indonesien als Investitionsstandort


Indonesien hat aus deutscher Perspektive in den vergangenen Jahre als Investitionsstandort an Bedeutung verloren. Von 2011 bis 2021 sind die deutschen Direktinvestitionen in Indonesien um lediglich 10 Prozent gestiegen und damit deutlich langsamer als die deutschen Auslandsinvestitionen insgesamt. Zuletzt beliefen sich die deutschen Auslandsinvestitionen in Indonesien auf rund 2,7 Milliarden Euro (2021). Indonesien ist bei der Entwicklung der Industrie auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen. Bisher erwiesen sich die gesetzlichen Regelungen für Auslandsinvestitionen jedoch als Hemmfaktor. So bremsten mitunter die „Negative Investment List“, also gegenüber Investitionen komplett geschlossene Sektoren, sowie hohe Mindestsummen die Auslandsinvestitionen aus. Erste Reformen Anfang 2021 des Arbeits- und Investitionsrechts haben das Land mittlerweile etwas attraktiver für ausländische Investoren gemacht. Ein hemmender Faktor bleibt jedoch das relativ geringe Bildungsniveau der Bevölkerung: weniger als 13 Prozent verfügen über ein höheres Bildungsniveau

Als Standortvorteile für Auslandsinvestoren gelten die recht niedrigen Lohnkosten und der vergleichsweise hohe Anteil der Industriebeschäftigten an den gesamten Arbeitskräften. Beides sind Hinweise darauf, dass sich Indonesien auch als Produktionsstandort für deutsche Unternehmen anbieten könnte.

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