Gesamtwirtschaftliche Prognose
Gesamtwirtschaftliche Prognose
Demografische Entwicklung
Demografische Entwicklung
Die Bevölkerungszahl Thailands liegt heute bei rund 70 Millionen und wird über die kommende Dekade kaum wachsen. Im Vergleich zu den übrigen ASEAN-Staaten verfügt das Land über die zweitälteste Bevölkerungsstruktur hinter Singapur. Während im Zeitraum von 2023 bis 2030 der Anteil der über 65-Jährigen um 5 Prozentpunkte steigen dürfte, wird die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter voraussichtlich um 3 Prozentpunkte sinken, was sich leicht dämpfend auf das Wirtschaftswachstum auswirkt. Im Vergleich zu Deutschland hat Thailand jedoch eine junge Bevölkerung. So liegt der Anteil der über 65-jährigen im Jahr 2023 in Deutschland bei 22 Prozent, in Thailand bei lediglich 15 Prozent.
Außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen beim Handel zwischen Thailand und Deutschland sind derzeit durch das EU-ASEAN-Kooperationsabkommen von 1980 geregelt. Für viele Warengruppen gibt es tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse, die den wechselseitigen wirtschaftlichen Austausch behindern. Aktuell verhandeln die EU und Thailand über ein deutlich umfassenderes Freihandelsabkommen. Die Verhandlungen haben bereits 2013 begonnen, wurden aber in Folge des Militärputsches im darauffolgenden Jahr ausgesetzt und erst im Frühjahr 2023 wieder aufgenommen. Das neue Freihandelsabkommen beinhaltet nicht nur den Warenverkehr, sondern auch Dienstleistungen, Investitionen und öffentliche Beschaffung. Im Bereich Warenverkehr sind der Handel mit Energie und Rohstoffen und die Aufhebung von Hürden im digitalen Handel von großer Bedeutung. Ein weiterer wichtiger Aspekt der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen Thailands ist seine ASEAN-Mitgliedschaft, das dem Land u. a. einen fast vollständig zollfreien Handel mit den übrigen ASEAN-Staaten erlaubt. Zudem verfügt Thailand über zahlreiche weitere Freihandelsabkommen, darunter das 2022 in Kraft getretene RCEP-Abkommen, das die weltgrößte Freihandelszone darstellt.
Institutionelle Rahmenbedingungen
Institutionelle Rahmenbedingungen
Die institutionellen Rahmenbedingungen Thailands gelten etwa im Vergleich zu den meisten übrigen ASEAN-Ländern als gut. Das zeigt sich z. B. im Hinblick auf das World Competitiveness Ranking. Thailand belegt im Jahr 2023 Rang 30 und ist damit das drittwettbewerbsfähigste Land unter allen ASEAN-Staaten. Lediglich Singapur (Rang 4) und Malaysia (Rang 27) liegen noch weiter vorne. Als wichtige Standortvorteile werden etwa von gtai die Offenheit für ausländische Investitionen, der gut funktionierende Bankensektor, der große und breit aufgestellte Industriesektor und das hoch entwickelte Gesundheitswesen genannt. Der zunehmende Fachkräftemangel und die steigenden und vergleichsweise hohen Produktionskosten werden hingegen als hemmende Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes genannt.
Politische Rahmenbedingungen
Politische Rahmenbedingungen
Gemäß Verfassung ist Thailand ein konstitutionelles Königreich mit demokratischer Regierungsform. Der König bildet das Staatsoberhaupt und der thailändische Premierminister ist der Regierungschef. Im Jahr 2014 haben sich die politischen Rahmenbedingungen durch einen Militärputsch verändert. Seitdem gilt eine Interimsverfassung, die dem Militär erhebliche Machtbefugnisse gewährt. Zudem bekleidete bis ins vergangene Jahr der vom Militär unterstützte frühere General Prayut Chan-o-cha das Amt des Premierministers. Bei den Parlamentswahlen 2023 gewann jedoch die demokratische Opposition. Seitdem ist Srettha Thavisin Regierungschef und führt eine 11-Parteien-Koalitionsregierung. In der Koalition befinden sich auch zwei Parteien, die dem Militär nahestehen. Im Ergebnis verfügt das Militär nach wie vor über erheblichen Einfluss auf die thailändische Politik.
Exportchancen in Thailand im Fokus
Thailand zählt zu den wichtigsten deutschen Handelspartnern unter den ASEAN-Staaten. Zwischen 2012 und 2022 stieg die deutsche Ausfuhr nach Thailand um 2,6 Prozent p. a. und damit etwas weniger dynamisch als die deutsche Ausfuhr insgesamt. Im Jahr 2022 lag ihr Wert bei rund 5 Milliarden Euro. Damit entfällt rund 0,3 Prozent der gesamten deutschen Ausfuhr auf Thailand.
In den kommenden Jahren bis 2030 rechnen wir mit einem kräftigen Wachstum der thailändischen Importnachfrage insgesamt. Sie dürfte um durchschnittlich 4,2 Prozent p. a. zulegen. Besonders dynamisch dürfte die thailändische Importnachfrage nach Elektrischen Ausrüstungen und nach DV-Geräten, Elektronik und Optik ansteigen. Die Einfuhr von Maschinen und Kraftwagen dürfte hingegen nur unterdurchschnittlich zulegen.
Kraftwagen und Kraftwagenteile
Kraftwagen und Kraftwagenteile
Maschinen und Maschinenteile
Maschinen und Maschinenteile
Der Produktbereich Maschinen und Maschinenteile zählt zu den zentralen Säulen der bilateralen Handelsbeziehungen zwischen Thailand und Deutschland. Rund 20 Prozent der deutschen Ausfuhr entfällt auf diesen Bereich. Im Zeitraum von 2012 bis 2022 ist der deutsche Export zwar um durchschnittlich -2 Prozent p. a. geschrumpft, trotzdem entfallen noch rund 1 Milliarde Euro (2022) auf den Warenhandel mit Maschinen und Maschinenteilen. Auf dem thailändischen Importmarkt bedient Deutschland rund 5 Prozent der Gesamtnachfrage. Damit zählt Deutschland noch zu den Top 5 der wichtigsten Akteure auf dem Markt. Die zentralen Marktführer sind China mit 37 Prozent und Japan mit 22 Prozent. Absatzchancen für deutsche Maschinenproduzenten bietet Thailand insbesondere in den Bereichen der Kfz- und der Elektroindustrie. Beide Bereiche werden im Rahmen der Entwicklungsstrategie „Thailand 4.0“ dabei unterstützt ihre Produktion in die Richtung Elektrofahrzeuge bzw. smarte Elektronik umzubauen. Im Allgemeinen fördert die thailändische Regierung die Verbreitung der Digitalisierung und der Automatisierung. Vor diesem Hintergrund hat Thailand alle Maschinenimporte von Einfuhrzöllen befreit.
Elektrische Ausrüstungen
Elektrische Ausrüstungen
Der Produktbereich Elektrische Ausrüstungen spielt in den bilateralen Handelsbeziehungen zwischen Thailand und Deutschland bislang eine geringe Rolle. Die deutsche Ausfuhr ist in diesem Bereich von 2012 bis 2022 um durchschnittlich 3 Prozent p. a. gewachsen. Zuletzt entfielen rund 440 Millionen Euro (2022) auf diesen Warenbereich. Auf dem thailändischen Importmarkt zählt Deutschland (4 %) zwar zu den Top 5 der wichtigsten Akteure, dennoch liegt der Markt deutlich in asiatischer Hand. Marktführer ist China mit einem Anteil von 42 Prozent, gefolgt von Japan mit 17 Prozent. Der Ausbau der erneuerbaren Energien verläuft in Thailand noch stockend. Dennoch plant die Regierung bis 2037 im Rahmen des Energieausbauplans eine deutliche Steigerung der erneuerbaren Energien auf ein Drittel anteilig an den gesamten Stromerzeugungskapazitäten. In diesem Zuge soll auch das thailändische Stromnetz erneuert werden. Über einen Zeitraum von 20 Jahren ist eine Investitionssumme von umgerechnet 6,7 Milliarden US-Dollar geplant.
DV-Geräte, Elektronik, Optik
DV-Geräte, Elektronik, Optik
Die deutsche Ausfuhr in der Produktgruppe DV-Geräte, Elektronik und Optik konnte über die vergangenen Jahre stark anziehen. Im Zeitraum von 2012 bis 2022 stiegen die deutschen Exporte um durchschnittlich 6 Prozent p. a. und erreichten zuletzt einen Warenwert von rund 750 Millionen Euro (2022). Der thailändische Importmarkt wird von asiatischen Staaten angeführt. China (28 %), Singapur (25 %) und Japan (10 %) zählen zu den größten Akteuren. Deutschland bedient lediglich 2 Prozent der thailändischen Importnachfrage in diesem Bereich. Die Elektrobranche zählt in Thailand, nach der Nahrungsmittel- und Kfz-Branche, zu den wichtigsten Industriebereichen. Sie fokussiert sich auf die Produktion ausgewählter Schlüsselprodukte, wie Komponenten und Zubehör für Computer sowie elektronische Schaltungen. Mögliche Absatzchancen für deutsche Produzenten bietet der Ausbau der Digitalwirtschaft. Damit möchte sich Thailand im Bereich der Datenzentren als Konkurrenz zu Spitzenreiter Singapur positionieren. Beispielsweise planen zwei japanische Anbieter Datenzentren in Thailand im Wert von über 160 Millionen US-Dollar zu bauen. Die thailändische Regierung unterstützt diese Entwicklung u. a. mit üppigen Steueranreizen. Auch der Bereich Medizintechnik bietet Chancen für deutsche Unternehmen.
Metallerzeugnisse
Metallerzeugnisse
Der Produktbereich Metallerzeugnisse spielt in den bilateralen deutsch-thailändischen Außenhandelsbeziehungen eine untergeordnete Rolle. Zwar stieg die deutsche Ausfuhr von 2012 bis 2022 um durchschnittlich 2 Prozent p. a., bleibt dennoch auf einem recht geringen Niveau mit 140 Millionen Euro (2022). Der thailändische Importmarkt liegt mit einem Anteil von 51 Prozent deutlich in chinesischer Hand. Weitere relevante Akteure sind Japan (15 %) und Malaysia (5 %). Auf Deutschland entfällt lediglich ein Anteil von 2 Prozent. Für deutsche Unternehmen aus der Metallerzeugnisbranche könnten sich in Thailand insbesondere im Rahmen der Modernisierung und Erweiterung des Schienenverkehrs Absatzchancen ergeben. Thailand verfügt über das zweitgrößte Schienennetz Südostasiens, jedoch sind die Strecken meist einspurig und nicht elektrifiziert. Diesen Modernisierungsstau will Thailand mit dem Master Plan for Railway Network Development (2017) auflösen. Bis 2030 sollen in diesem Zuge 78 Milliarden US-Dollar in den thailändischen Schienenverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr investiert werden. Neben den Investitionen in das Schienennetz sind weitere Großprojekte in Planung, u. a. der Bau einer Smart City und Business Hubs in Chonburi für 37 Milliarden US-Dollar und der Ausbau des Highways von Nakhon Nayok nach Saraburi Chalong für 2,2 Milliarden US-Dollar.
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