Gesamtwirtschaftliche Prognose

Die Philippinen können in den kommenden Jahren an das starke Wirtschaftswachstum der Vor-Pandemie-Jahre anknüpfen. Wir erwarten, dass die Wirtschaft zwischen 2023 und 2030 mit durchschnittlich 6,3 Prozent p. a. zulegen wird. Die südostasiatische Volkswirtschaft wächst voraussichtlich von derzeit fast 390 Milliarden Euro (2023) auf 600 Milliarden Euro im Jahr 2030 und liegt damit im Vergleich mit den übrigen ASEAN-Staaten im Mittelfeld. Beim Pro-Kopf-Einkommen liegen die Philippinen im regionalen Vergleich im unteren Mittelfeld. Mit rund 3.400 Euro (2023) liegen die Philippinen etwa weit hinter Malaysia (10.800 Euro), einem ASEAN-Mitglied mit einer ähnlich großen Volkswirtschaft. Im betrachteten Zeitraum werden die Philippinen aber beim Einkommen je Einwohner ein Stück weit aufholen können: Wir rechnen damit, dass das BIP je Einwohner um durchschnittlich 5,0 Prozent p. a. steigt.

Demografische Entwicklung

Die Philippinen sind der fünftgrößte Inselstaat weltweit. Dort leben 114 Millionen Menschen. Auch zwischen 2023 und 2030 wird die Bevölkerungszahl mit durchschnittlich 1,2 Prozent p. a. im regionalen Vergleich überdurchschnittlich stark wachsen. Gleichwohl ist die Geburtenrate im Vergleich zu früheren Jahren bereits deutlich gesunken. Mittlerweile weisen die Philippinen die drittniedrigste Geburtenrate in Südostasien auf. Das führt mittelfristig dazu, dass ein leichter Alterungsprozess einsetzt. Der Anteil der unter 15-Jährigen sinkt bis 2030 auf 26 Prozent. Gleichzeitig nimmt sowohl der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung als auch der über 65-Jährigen über die kommenden Jahre zu. Der Zuwachs der erwerbsfähigen Bevölkerung sichert das Arbeitskräftereservoir des Landes und zusätzlich sorgt der private Konsum der jungen Bevölkerung neben den Investitionen für einen starken Wachstumsimpuls.

Außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen den Philippinen und der EU basieren auf den Regeln der WTO, ein Freihandelsabkommen existiert bisher nicht. Zwar haben die Philippinen und die EU bereits 2015 Verhandlungen aufgenommen, bisher kam es aber noch zu keinem Abschluss. In der Folge dürften auch in absehbarer Zukunft tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse den außenwirtschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und den Philippinen hemmen. Eine neue Dynamik könnte dann entstehen, wenn die Philippinen den Status eines Landes mit mittleren Einkommen erreichen: In diesem Fall würden philippinische Exporte in die EU aus der bisher gültigen Präferenzbehandlung der europäischen Handelspolitik herausfallen – ein Umstand, der durch den Abschluss eines Freihandelsabkommens jedoch vermieden werden könnte. Die Philippinen sind außerdem Mitglied des ASEAN-Staatenbundes und seit 2023 Mitglied der weltweit größten Freihandelszone RCEP.

Institutionelle Rahmenbedingungen

Die institutionellen Rahmenbedingungen der Philippinen werden im regionalen Vergleich unterdurchschnittlich eingestuft. Zu den Standortvorteilen zählen laut dem World Competitiveness Ranking die junge Bevölkerung sowie die starke Privatwirtschaft. Hürden bilden hingegen die vergleichsweise schlechte Grundbildung in den Schulen sowie ein hohes Ausmaß an Wasser- und Luftverschmutzung. Zusätzlich hemmen die mangelhafte Transportinfrastruktur, u. a. in Form von überlasteten Häfen, die unternehmerischen Tätigkeiten in den Philippinen.

Politische Rahmenbedingungen

Die politischen Rahmenbedingungen in den Philippinen gelten als instabil. Der ehemalige Präsident Rodrigo Duterte – der mit einem zunehmend autokratischen Regierungsstil die Philippinen führte – durfte bei den Präsidentschaftswahlen 2022 nicht nochmal antreten. Kern seiner Amtszeit war der „Krieg gegen Drogen“, der die ausufernde Kriminalität bekämpfen sollte, jedoch vor allem mit den zahlreichen damit verbundenen Todesfällen Schlagzeilen machte. Die Wahl 2022 konnte der Sohn des ehemaligen Diktators Marcos, gemeinsam mit der Tochter des Ex-Präsidenten Duterte als Vizepräsidentin, klar für sich entscheiden.

Exportchancen in den Philippinen im Fokus

Die Philippinen sind im hinteren Mittelfeld der wichtigsten deutschen Handelspartner wiederzufinden. Im Zeitraum von 2012 bis 2022 sind die deutschen Exporte in die Philippinen um durchschnittlich 2,7 Prozent p. a. gestiegen und damit etwas weniger stark als die deutschen Exporte insgesamt. Zuletzt lieferte Deutschland Waren im Wert von rund 2 Milliarden Euro (2022) in die Philippinen, ein Anteil von lediglich 0,1 Prozent der gesamtdeutschen Exporte.

Im Laufe der 2020er-Jahre erwarten wir, dass die philippinische Importnachfrage stark zulegt. Durchschnittlich 7,6 Prozent p. a. wird sie im Zeitraum von 2023 bis 2030 wachsen. Leicht überdurchschnittlich wird sich dabei die Nachfrage nach Metallerzeugnissen entwickeln. Hingegen wird die Nachfrage nach DV-Geräten, Elektronik Optik sowie nach Maschinen eher unterdurchschnittlich, aber dennoch recht deutlich, anziehen.

Kraftwagen und Kraftwagenteile

Während der Produktbereich Kraftwagen und Kraftwagenteile für die deutsche Exportwirtschaft eine besondere Rolle spielt, sind bei den deutschen Exporten in die Philippinen lediglich 4 Prozent der Exporte in das Land darauf zurückzuführen. Seit 2012 sind die deutschen Kraftwagenexporte in die Philippinen bei einem Wert von 100 Millionen Euro nahezu unverändert geblieben. Damit bedient Deutschland rund 6 Prozent der philippinischen Importnachfrage und ist zweitwichtigster Akteur auf dem Importmarkt. Der Abstand zum Marktführer China – mit einem Anteil von 88 Prozent – ist dennoch enorm. Auf dem wachsenden philippinischen Automobilmarkt werden v. a. Pick-ups nachgefragt. Deutlicher Marktführer ist das Unternehmen Toyota Motor Philippines, das im Inland produziert. Die Bedeutung der Elektromobilität ist bisher noch gering. Elektrische Fahrzeuge werden vorrangig von Teilen der wohlhabenden Bevölkerung gefahren. Hindernisse in der Produktion für elektrische Fahrzeuge sind Lieferkettenprobleme, v. a. bei Halbleitern. Um die Nachfrage nach Elektroautos anzukurbeln, plant die Regierung die Zollsätze im Bereich elektrische Fahrzeuge für fünf Jahre auszusetzen.

Maschinen und Maschinenteile

Die Produktgruppe Maschinen und Maschinenteile gehört zu den wichtigsten Handelsgütergruppen beim deutschen Export in die Philippinen. Gleichwohl sind die deutschen Exporte dieses Produktbereiches zwischen 2012 und 2022 mit durchschnittlich 2 Prozent p. a. deutlich gesunken. Deutschland bedient rund 6 Prozent der philippinischen Importnachfrage und liegt damit weit hinter China, das mit rund 83 Prozent fast eine Monopolstellung auf dem Importmarkt hält. Absatzchancen bieten sich v. a. im Bereich der Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Auch die Nachfrage nach Baumaschinen wird aufgrund des geplanten Infrastrukturausbaus weiter steigen. Die Digitalisierung von Produktionsprozessen steht in den Philippinen hingegen noch am Anfang. In den kommenden Jahren dürfte die philippinische Importnachfrage nach Maschinen zwar unterdurchschnittlich, aber dennoch deutlich zulegen.

Elektrische Ausrüstungen

Der philippinische Importmarkt für Elektrische Ausrüstungen gestaltet sich ähnlich wie die zuvor betrachteten Märkte: China hält fast eine Monopolstellung und bedient 85 Prozent der Importnachfrage nach Elektrischen Ausrüstungen. Deutschland ist zwar – nach China und Hongkong – drittwichtigster Akteur, bedient jedoch lediglich 2 Prozent der Importnachfrage. Die deutsche Ausfuhr Elektrischer Ausrüstungen in die Philippinen hat zwischen 2012 und 2022 mit durchschnittlich 7 Prozent p. a. deutlich zugelegt. Der Ausbau der philippinischen Energieversorgung ist dringend notwendig und kann Absatzchancen für deutsche Unternehmen bergen. Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum treiben den Strombedarf in die Höhe, was bereits zu Versorgungsengpässen und hohen Stromkosten führte. Gleichzeitig plant die philippinische Regierung den Anteil erneuerbarer Energie bis 2040 auf 50 Prozent der Stromproduktion zu steigern.

DV-Geräte, Elektronik, Optik

Die Produktgruppe DV-Geräte, Elektronik und Optik bildet den Schwerpunkt der bilateralen Handelsbeziehungen zwischen den Philippinen und Deutschland. Rund jeder vierte aus Deutschland importierte Euro ist auf diesen Produktbereich zurückzuführen, in Summe rund 500 Millionen Euro (2022). Zwischen 2012 und 2022 haben die philippinischen Importe aus Deutschland mit durchschnittlich 5 Prozent p. a. deutlich zugelegt. Die Elektronikindustrie zählt in den Philippinen zu den zentralen Säulen der Industrie und ist stark exportorientiert. Absatzchancen für deutsche Hersteller bieten sich im Bereich der Vorleistungsprodukte. Nahezu drei Viertel der Branche sind im Bereich der Halbleiterproduktion tätig. Außerdem wird der philippinische Gesundheitssektor derzeit modernisiert, um den Medizintourismus wieder zu stärken. Getrieben v. a. von privaten Unternehmen bieten sich hier Absatzchancen für moderne Medizintechnik. So sollen u. a. für jeweils rund 80 bzw. 100 Millionen Euro ein Krebskrankenhaus sowie ein Krebszentrum entstehen.

Metallerzeugnisse

Die Produktgruppe Metallerzeugnisse spielt in den Handelsbeziehungen zwischen den Philippinen und Deutschland eine untergeordnete Rolle. Zwischen 2012 und 2022 sind die philippinischen Importe aus Deutschland lediglich um durchschnittlich 1 Prozent p. a. auf 40 Millionen Euro (2022) gestiegen. Der philippinische Importmarkt wird mit einem Anteil von 95 Prozent fast ausschließlich von China bedient. Absatzchancen können das Infrastrukturprogramm der Regierung „BBM“ (Build, Better, More) bringen. Die Regierung plant 5 bis 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Modernisierung der Infrastruktur zu investieren. So wird etwa ein Infrastrukturprojekt mit einem Volumen von rund 1,5 Milliarden US-Dollar zum Ausbau der Metro in Manila geplant.

Die Philippinen als Investitionsstandort


Die Philippinen haben über die vergangenen Jahre nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Investitionsstandort an Attraktivität gewonnen. Zuletzt beliefen sich die deutschen Auslandsinvestitionen in den Philippinen auf rund 1,1 Milliarden Euro (2021), rund 95 Prozent mehr als eine Dekade zuvor. Damit haben die deutschen Direktinvestitionen in den Philippinen deutlich stärker zugelegt als die deutschen Auslandsinvestitionen insgesamt. Dennoch entfällt mit 0,1 Prozent nur ein sehr geringer Anteil des deutschen Investitionsbestandes auf das Land. Grundsätzlich will die philippinische Regierung mehr Auslandsinvestitionen anziehen. Zusätzlich zu verschiedenen Programmen und Institutionen erarbeitete die Regierung einen Strategic Investment Priority Plan, welcher zahlreiche Industrien betrifft, u. a. Kraftwagen- und Kraftwagenteile, Flugzeugteile, Halbleiter, Forschung und Entwicklung sowie Stahlherstellung.

Zu den Standortvorteilen des Investitionsstandorts Philippinen gehört zum einen die junge, häufig englischsprachige und konsumfreudige Bevölkerung. Fast 19 Prozent der Arbeitskräfte sind in der Industrie angestellt. Somit kennt sich ein verhältnismäßig großer Anteil der Bevölkerung bereits mit industrieller Produktion aus. Außerdem könnten vor Ort produzierende Unternehmen von der philippinischen Mitgliedschaft sowohl in der ASEAN-Staatengemeinschaft als auch in dem RCEP-Abkommen profitieren.

Zurück zur Übersicht

Container for the scroll indicator

(Will be hidden in the published article)