Branchenbilder

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Die Branche heute

Über die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Land- und Forstwirtschaft gemeinsam nutzen sogar über 80 Prozent der Fläche Deutschlands. Die Branche umfasst die Bereiche Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei. Neben ihrer wichtigen ökologischen Funktion ist die Landwirtschaft ein zentraler Lieferant von Vorleistungen für die Lebensmittelindustrie. Die Forstwirtschaft ist ein wichtiger Lieferant von Rohmaterialien für die Branche Holz, Papier, Druck. Im Zeitraum von 2010 bis 2019 schrumpfte die Branche Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Die Bruttowertschöpfung fiel um durchschnittlich 2,6 Prozent p. a. und die Zahl der Erwerbstätigen um durchschnittlich 0,5 Prozent p. a. Damit verlor die Branche in den vergangenen Jahren spürbar an gesamtwirtschaftlicher Bedeutung. Im Jahr 2019 erwirtschaftete die Branche in Deutschland eine Bruttowertschöpfung von 17 Milliarden Euro und beschäftigte über 610.000 Erwerbstätige.

Die wichtigsten Auslandsmärkte

Die Branche produziert vor allem für den heimischen Markt. Nur etwa ein Achtel der Produkte werden exportiert. Dabei sticht die Fischerei heraus, die fast ein Drittel ihrer Produkte exportiert. Ihr Wertschöpfungsanteil an der Branche liegt aber nur bei 1 Prozent. Die Exporte der Branche insgesamt fokussieren sich auf die Nachbarländer, von den zehn wichtigsten Exportzielen liegt nur China in größerer geografischer Distanz zu Deutschland. Mit Abstand der bedeutendste Einzelmarkt sind die Niederlande, die ein Fünftel der deutschen Exporte abnehmen.

Die Wettbewerbssituation

Die Branche ist von kleinen Betrieben geprägt. Durchschnittlich erwirtschaftet ein Betrieb einen Jahresumsatz von 0,4 Millionen Euro. Der wettbewerbliche Rahmen ist durch die „Gemeinsame Agrarpolitik“ der Europäischen Union bestimmt. Diese förderte die europäische Landwirtschaft im Jahr 2019 mit 57 Milliarden Euro aus dem Budget der Europäischen Union. Neben direkten einkommensunterstützenden Maßnahmen (Direktzahlungen) werden mit einem Viertel des Geldes Investitionen bei landwirtschaftlichen Betrieben unterstützt. Diese sollen die Wettbewerbsfähigkeit von Agrarbetrieben erhalten und ihre Nachhaltigkeit ausbauen (rurale Entwicklung). Eine Besonderheit ist, dass die Preise für Getreide, Öl und Zucker über die Nachfrage nach Bioenergie auch mit dem Rohölpreis verknüpft sind. Ein höherer Ölpreis führt in der Regel auch zu höheren Preisen für diese Agrarprodukte.

Der Anteil der Entwicklungs- und Schwellenländer am internationalen Markt für landwirtschaftliche Güter steigt mit zunehmender Technisierung der Agrarwirtschaft dieser Länder. Die europäische Handelspolitik, die im Rahmen des „Allgemeinen Präferenzsystems“ niedrige oder keine Zölle auf Agrarprodukte aus vielen Entwicklungsländern erhebt, führt dazu, dass die Europäische Union ein wichtiges Exportziel für Agrarprodukte aus diesen Ländern ist. Importiert werden vor allem Güter, die nicht in Konkurrenz zur heimischen Agrarindustrie stehen, wie Kaffee oder Bananen.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Die mit Abstand größten Herausforderungen der Branche sind der Klimawandel und der Umweltschutz. In diesen Zusammenhängen tritt die Branche sowohl als Verursacherin von Schäden als auch als Betroffene der daraus resultierenden Probleme auf. So dürften in den kommenden Jahren strengere umwelt- und klimarechtliche Vorgaben die Rahmenbedingungen für die landwirtschaftlichen Betriebe verändern. Treiber dieser Veränderung soll die Umstrukturierung der EU-Agrarpolitik ab 2023 werden. Die „Gemeinsame Agrarpolitik“ gibt den EU-Mitgliedstaaten künftig mehr Freiheit, den Umweltschutz im Agrarsektor angepasst an die nationalen Bedingungen zu regeln. In diesem Kontext plant die Bundesregierung, verstärkt die Direktzahlungen an Landwirt*innen, deren Höhe sich nach der Größe der bewirtschafteten Fläche richtet, an die Erfüllung von Umweltauflagen zu koppeln. Da diese Zahlungen einen Großteil der Direktzahlungen umfassen, werden künftig kaum noch Direktzahlungen ohne ökologische Auflagen getätigt. Zusätzlich fließen ab dem Jahr 2023 10 Prozent (15 % ab dem Jahr 2026) der Direktzahlungen in einen Topf, der ökologische Landwirtschaft fördert.

Die Folgeschäden des Klimawandels für die Branche zeigen sich an unterschiedlichen Stellen. In der Forstwirtschaft hatte der Schadholzanteil im deutschen Einschlag in den Jahren 2018 und 2019 deutlich zugenommen und machte im Jahr 2019 den Hauptanteil am Einschlag aus. Wesentlicher Grund dafür sind eine wachsende Belastung der Wälder durch Trockenheit und die damit einhergehende höhere Anfälligkeit für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Die Forstwirtschaft versucht, dem mit einer Umstellung von Monokulturen auf Mischwälder, besserer Vorsorge gegen Brände und Stürme, gutem Schädlingsmanagement sowie einer ausgewogenen Wasserbewirtschaftung entgegenzuwirken. Auch in der Landwirtschaft häuften sich in den vergangenen Jahren insbesondere die Dürreschäden.

In der Landwirtschaft kommen verstärkt digitale Technologien zum Einsatz. Dabei ist „Landwirtschaft 4.0“ das Schlagwort für die Digitalisierung von Arbeitsabläufen sowie den Einsatz von Robotik, Sensorik und mobilen Geräten. Beispiele sind Melkroboter, die bereits breit eingesetzt werden. Die Digitalisierung wird aber nicht nur mit dem Ziel der Produktivitätssteigerung eingesetzt. Durch den gesellschaftlichen Wertewandel steigen auch die Anforderungen an Tierwohl in der Haltung oder die ökologische Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen Produkten. Die Digitalisierung vereinfacht die Datenerfassung und ermöglicht eine transparente Dokumentation der Prozesse. Das erleichtert die Nachverfolgung einzelner Güter und kann so das Vertrauen der Verbraucher*innen und die Lebensmittelsicherheit steigern.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

Die Bruttowertschöpfung in der Branche Land- und Forstwirtschaft, Fischerei entwickelt sich im Zeitraum 2019 bis 2040 besser als im letzten Jahrzehnt. Unseren Prognosen zufolge wächst die Bruttowertschöpfung um durchschnittlich 0,4 Prozent p. a. Grund dafür ist u. a. ein Preisanstieg für Produkte der Branche. Damit liegt ihr Wachstum zwar über Null, erfolgt aber deutlich langsamer als das der Gesamtwirtschaft, die mit 1,1 Prozent p. a. zulegt. Die Erwerbstätigenzahlen in der Branche schrumpfen im prognostizierten Zeitraum um durchschnittlich 0,3 Prozent p. a. In der Folge dieser Entwicklungen sinkt der Anteil der Landwirtschaft an der deutschen Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit.

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