Branchenbilder

Baugewerbe

Die Branche heute

Das Baugewerbe errichtet neben Wohn- und Gewerbebauten auch die bauliche Infrastruktur und hält sie instand. Innerhalb der Branche wird zwischen Hochbau, Tiefbau sowie vorbereitenden Baustellenarbeiten/Bauinstallationen und sonstigem Ausbaugewerbe unterschieden. Mit 131 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung im Jahr 2019 ist die Baubranche nach dem Kraftwagenbau die zweitgrößte Branche des produzierenden Gewerbes. Der Wirtschaftszweig profitierte in den vergangenen Jahren vom Boom des Wohnungsbaus. Kapazitätsengpässe sowie fehlende Fachkräfte bremsten die Wachstumsdynamik der Branche. Das Wachstum der Bruttowertschöpfung betrug zwischen 2010 und 2019 durchschnittlich 1 Prozent p. a. und lag somit unter dem durchschnittlichen Wachstum der Gesamtwirtschaft. Insgesamt haben im Baugewerbe im Jahr 2019 rund 2,4 Millionen Erwerbstätige gearbeitet – das sind mehr als doppelt so viele wie im Maschinenbau, der beschäftigungsstärksten Industriebranche. Am Umsatz gemessen machten die vorbereitenden Baustellenarbeiten/Bauinstallationen und das sonstige Ausbaugewerbe mehr als 50 Prozent des Baugewerbes aus, der Hochbau etwa ein Viertel und der Tiefbau ein Achtel. Auch während der COVID-19-Pandemie zeigte sich die Branche robust. Während die Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft im Jahr 2020 um 5 Prozent zurückging, blieb sie im Baugewerbe konstant.

Die Wettbewerbssituation

Im Baugewerbe spielen kleine und mittlere Unternehmen eine wichtige Rolle. Auf sie entfällt fast 80 Prozent des Branchenumsatzes. Durch die hohe Nachfrage der letzten Jahre sind die Kapazitäten der Betriebe gut ausgelastet. Gleichzeitig verstärken verschiedene Faktoren den Wettbewerb. Obwohl kleine Unternehmen oft einen regionalen Fokus haben, müssen sich viele Unternehmen überregional engagieren. Dies gilt insbesondere für Unternehmen in Regionen, in denen aufgrund der demografischen Entwicklung die Baunachfrage zurückgeht. Zudem bewerben sich Unternehmen aus den europäischen Nachbarländern, deren Personalkosten geringer sind, um Aufträge. Somit steigt die Konkurrenz insbesondere in den Regionen, in denen die Baukonjunktur anzieht.

Die Unternehmen stehen nicht nur im Wettbewerb um Aufträge miteinander. Aufgrund der hohen Personalintensität der Branche und des ausgeprägten Fachkräftemangels – insbesondere in den Ausbildungsberufen – verschärft sich außerdem die Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt. Inzwischen werden immer häufiger Arbeitnehmer*innen aus dem europäischen Ausland eingestellt. Zusätzlich erschwert der Fachkräftemangel die Nachfolgesuche, sodass Konzentrationstendenzen im Markt zu beobachten sind.

In der Europäischen Union ist Deutschland gemessen am Bauvolumen der größte Markt. Dabei stieg die Baunachfrage in den letzten Jahre in den übrigen EU-Ländern und besonders in Deutschlands Nachbarländern deutlicher als in Deutschland. Außerhalb der Europäischen Union liegen die größten Wachstumsmärkte in Ostasien.

In der Zukunft werden digitale Technologien ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sein. Auf diesem Gebiet besteht bei deutschen Bauunternehmen häufig Nachholbedarf. Besonders kleine Unternehmen betreiben oft keine eigene Technologieentwicklung und arbeiten somit nicht systematisch auf dem technologisch neuesten Stand. Nur 3 Prozent aller Bauunternehmen sind selbst im Bereich FuE tätig. Keine andere Branche forscht weniger als die Baubranche.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Wichtig sind in den nächsten Jahren die Themen Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit. Durch die starke Nutzung u. a. von Stahl und Zement ist die Baubranche emissionsintensiv. Zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung sind somit erhebliche Veränderungen in Richtung Ressourcen- und Energieeffizienz notwendig. Eine Möglichkeit bietet die Nutzung alternativer und regenerativer Rohstoffe wie Holz: Bisher spielt Holz im deutschen Baugewerbe eine Nebenrolle. Zahlreiche Projekte im Ausland zeigen jedoch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Baustoffs. So sind in den USA sowie in Japan über 200 Meter hohe Hochhäuser aus Holz in Planung. Neben alternativen Rohstoffen werden klimatische Sanierungen und Dämmungen bestehender Gebäude im Rahmen des Klimaschutzes weiter an Bedeutung gewinnen. Unabhängig von den Klimaschutzbemühungen hat der Klimawandel direkte Auswirkungen auf die Baubranche: Die höhere Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen – insbesondere von Hochwassern, aber auch von Stürmen – sowie der in vielen Regionen sinkende Grundwasserspiegel führen zu erhöhten Anforderungen an Gebäude und ihre Substanz.

Ein weiterer wichtiger Trend ist die Digitalisierung. Weil viele Bauunternehmen bisher keine bzw. nur in geringem Umfang digitale Technologien nutzen, besteht hier großes Disruptionspotenzial. Digitale Prozesse versprechen weitreichende Produktivitätsgewinne. 3-D-gedruckte Häuser und Hausteile sowie modulares Bauen ermöglichen bspw. zum einen eine schnellere Fertigung von Rohbauten und zum anderen entsteht weniger Materialabfall. In Deutschland wird aktuell die Nutzung des sogenannten Building Information Modelling (BIM) vorangetrieben. BIM erlaubt eine vereinheitlichte digitale Prozessintegrierung aller Bauschritte von der Planung bis zur Ausführung und ermöglicht einen Informationsaustausch aller am Bau beteiligten Akteure in Echtzeit. Durch BIM lassen sich z. B. digital Probleme identifizieren, die analog erst viel später auffallen. Des Weiteren werden Roboter entwickelt, die viele handwerkliche Tätigkeiten im Baugewerbe übernehmen könnten. Dadurch können automatisierbare Schritte des Baus rund um die Uhr bearbeitet werden. Aktuelle Hindernisse des baldigen Einsatzes von Robotern in der Breite sind heterogene Arbeitsschritte, sich ändernde Wetterbedingungen (relevant bei Baustellen im Freien) sowie das Stemmen großer Lasten.

Eine weitere wichtige Entwicklung mit Einfluss auf die Baubranche ist die demografische Entwicklung. Besonders in Regionen, in denen die Bevölkerung stark altert oder bereits zurückgeht, sinkt die Nachfrage nach Dienstleistungen des Baugewerbes. Insbesondere kleinere Unternehmen in diesen Regionen werden sich überregionaler aufstellen müssen, als sie es bisher getan haben. In Ballungsräumen ist aufgrund von Zuwanderungen dagegen mit einer Zunahme der Nachfrage zu rechnen. Auf internationaler Ebene verschiebt sich die Nachfrage langfristig in Märkte außerhalb Europas und insbesondere nach Ostasien.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

In den Jahren 2019 bis 2040 liegt das Wachstum der Bruttowertschöpfung des Baugewerbes bei 0,9 Prozent p. a. und somit leicht unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 1,1 Prozent p. a. Die Anzahl der Erwerbstätigen verringert sich mit 0,2 Prozent p. a. etwas langsamer als in der Gesamtwirtschaft.

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