Branchenbilder

Gummi- und Kunststoffwaren

Die Branche heute

Die Gummi- und Kunststoffindustrie ist eine der wichtigsten Zulieferbranchen Deutschlands. Ein Großteil der Gummi- und Kunststoffprodukte wird in der industriellen Produktion weiterverarbeitet. Nur ein sehr kleiner Teil wird direkt von Endverbraucher*innen gekauft. Als Vorleistungsbranche, u. a. für den Kraftwagenbau, den Maschinenbau und den Bau, profitierten die Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren in den Jahren 2010 bis 2019 von der guten Entwicklung in den übrigen Industriebranchen: Die Bruttowertschöpfung in der Branche wuchs um 2,9 Prozent p. a. und damit stärker als die des verarbeitenden Gewerbes insgesamt (2,1 %). In derselben Zeit stiegen die Beschäftigtenzahlen der Branche mit 1,5 Prozent p. a. überdurchschnittlich stark. Mit einer Bruttowertschöpfung in Höhe von 32 Milliarden Euro und 454.000 Erwerbstätigen (im Jahr 2019) gehört die Gummi- und Kunststoffindustrie zu den mittelgroßen Branchen des verarbeitenden Gewerbes.

Die wichtigsten Auslandsmärkte

Der Anteil des Umsatzes, den die Branche im Ausland erwirtschaftet, liegt seit 15 Jahren stabil bei etwa 40 Prozent. Obwohl sich dieser Wert in den übrigen Industriebranchen im Durchschnitt auf rund 50 Prozent beläuft, ist auch die Gummi- und Kunststoffindustrie eng mit den internationalen Märkten verwoben. Zudem gilt zu beachten, dass viele Produkte, die Vorleistungen aus Gummi und Kunststoff enthalten, exportiert werden. Dadurch ist die Branche auch indirekt stark exportabhängig. Die wichtigsten Exportmärkte für die Branche sind die Nachbarländer Frankreich und Polen. Die größten Märkte außerhalb der Europäischen Union sind die USA, die Schweiz und China.

Die Wettbewerbssituation

Bezüglich der Produktion von Kunststoffen sind international deutliche Verschiebungen zu beobachten. Die klassischen Industrieländer verlieren Anteile an der Weltproduktion. Auch die Produktion in Deutschland wächst langsamer als die weltweite Produktion. Insbesondere in den großen Schwellenländern wie China und in Mittelosteuropa wurden die Produktionskapazitäten deutlich ausgebaut. Zum einen verkleinert sich außerdem die technologische Lücke zwischen den Industrie- und Schwellenländern. Zum anderen verlagert sich die Produktion teilweise dorthin, wo die Produkte nachgefragt werden. Dies gilt in besonderem Maße für China und andere asiatische Länder, in denen die Nachfrage nach Kunststoffprodukten in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Auch im Bereich Gummi ist eine Nachfrageverschiebung in wirtschaftlich und demografisch wachsende Weltregionen wie Asien und Mittel- und Südamerika zu beobachten. Dies lässt sich zu einem guten Teil auf einen Anstieg der Nachfrage in diesen Regionen nach Autos und Autoreifen und der dort stark wachsenden Automobilindustrie zurückführen.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Die Bereiche Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben besonders starke Auswirkungen auf die Gummi- und Kunststoffbranche und stellen sie vor große Herausforderungen. Problemfelder sind u. a. die zunehmende Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikprodukte und die von Mikroplastik ausgehenden Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen. Zudem wird im Laufe des Lebenszyklus von Gummi- und Kunststoffprodukten eine große Menge Treibhausgase emittiert. Künftig könnten sich Maßnahmen zur Vermeidung von Plastikprodukten dämpfend auf das Geschäft auswirken. In diesem Kontext sind, neben einer energieeffizienteren Produktion, auch die Themen Recycling und Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren relevanter geworden. Eine Herausforderung für das Recycling von Kunststoffen – insbesondere bei Abfällen aus Privathaushalten – ist die Heterogenität der Kunststoffprodukte. Dies erschwert die Zerlegung der Materialien in Grundstoffe. Das Thema Nachhaltigkeit, so herausfordernd es sein mag, bietet aber auch Chancen für die Branche. Um die Energieeffizienz von Fahrzeugen zu erhöhen, wird in Zukunft vermehrt auf den Leichtbau gesetzt. Viele Bestandteile im Leichtbau sind Kunststoffprodukte. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach wiederverwendeten bzw. wiederverwendbaren Gummi- und Kunststoffprodukten steigt.

Im Rahmen der Digitalisierung ist die Weiterentwicklung der additiven Fertigung (3-D-Druck) ein relevanter Trend für die Branche. Kunststoffe sind weitverbreitete Grundstoffe für den 3-D-Druck und in vielen Bereichen verspricht diese Fertigungsmethode eine einfachere und günstigere Produktion. Die Weiterentwicklung von 3-D-Druckern wird international vorangetrieben. Aktuelle Innovationen ermöglichen z. B. das Drucken mit mehreren Materialien gleichzeitig. Neben der additiven Fertigung bietet die Digitalisierung durch neue Möglichkeiten datenbasierter Geschäftsmodelle sowie eine digital integrierte Produktion („Smart Factory“) Chancen für die Gummi- und Kunststoffindustrie.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

In Zukunft schwächt sich die Wachstumsdynamik der Gummi- und Kunststoffbranche ab. In den Jahren 2019 bis 2040 liegt das jährliche Wachstum mit 0,9 Prozent leicht unter dem Wert des verarbeitenden Gewerbes insgesamt. Bezüglich der Erwerbstätigenzahl macht sich langfristig die demografische Entwicklung bemerkbar: Bis 2040 nimmt die Zahl um 0,4 Prozent p. a. ab.

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