Branchenbilder

Nahrungsmittel, Getränke, Tabak

Die Branche heute

Die Branche Nahrungsmittel, Getränke, Tabak ist durch eine große Vielfalt an Produkten und Produktionsmethoden gekennzeichnet. Durch die enge Verbindung von Agrarwirtschaft und Nahrungsmittelherstellung sind Unternehmen der Branche oft im ländlichen Raum angesiedelt und regional verwurzelt. Wichtigster Absatzkanal ist der deutsche Einzelhandel. Die Branche wuchs im Zeitraum von 2010 bis 2019 um durchschnittlich 0,4 Prozent p. a. Damit war sie deutlich wachstumsschwächer als das verarbeitende Gewerbe insgesamt. Auch die Erwerbstätigkeit in der Branche legte in dem betrachteten Zeitraum zu, um durchschnittlich 0,3 Prozent p. a. Im Jahr 2019 wurde in der Branche mit 950.000 Erwerbstätigen eine Wertschöpfung von 45 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Nachwirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 führten zu Beginn des Betrachtungszeitraums zu Produktivitätseinbußen. Seit 2012 sind wieder Produktivitätsfortschritte sichtbar.

Die wichtigsten Auslandsmärkte

Die Branche ist stark auf den Verbrauch im Inland ausgelegt. Nur 22 Prozent des Umsatzes der Branche wurden im Jahr 2019 im Ausland erzielt; im verarbeitenden Gewerbe waren es über 50 Prozent insgesamt. Von diesen Exporten gingen fast 70 Prozent in die Europäische Union. Die wichtigsten Einzelabsatzmärkte waren die Niederlande, auf die 12 Prozent aller Exporte entfielen, sowie Frankreich und Italien mit Anteilen von 9 bzw. 8 Prozent. Die großen Exportmärkte China und die USA spielen für die Branche nur eine untergeordnete Rolle.

Die Wettbewerbssituation

Die Branche erzielte im Jahr 2019 einen Umsatz von 186 Milliarden Euro. Der Umsatz je Unternehmen ist sehr gering, die Industrie ist geprägt von historisch gewachsenen kleinen Unternehmen. Große Unternehmen, etwa in der Fleischindustrie, sind in den Teilbereichen Nahrungs- und Futtermittel sowie Getränke Ausnahmen. Anders ist das in der Tabakindustrie, die eine hohe Unternehmenskonzentration und einen hohen Umsatz je Unternehmen aufweist. Die die Branche prägenden kleinen Unternehmen sind gegenwärtig in der Regel auf die Massenproduktion spezialisierter Produkte ausgerichtet. Das führt dazu, dass Umstellungen bei der Produktion und die Einführung neuer Produkte für die meisten Unternehmen aufwändig sind. Gleichzeitig verkürzen sich in der Branche Nahrungsmittel, Getränke und Tabak die Produktlebenszyklen. In der Folge könnten insbesondere die kleineren Unternehmen zunehmend in Schwierigkeiten geraten. Gegenwärtig ist Deutschland trotz des niedrigen Umsatzanteils der Branche im Ausland der weltweit drittgrößte Exporteur und die Europäische Union anteilig am Umsatz die weltweit führende Region im Bereich der Lebensmittelindustrie.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Der Einsatz neuer digitaler Technologien kann in der Branche Nahrungsmittel, Getränke, Tabak eine flexiblere und effizientere Produktion ermöglichen. Ein Beispiel ist die Einführung von digitalen Zwillingen in der Fertigung. Diese ermöglichen etwa durch die Simulation der Auswirkungen von Rezepturänderungen oder eine vereinfachte Optimierung des Verpackungsdesigns Effizienzsteigerungen in der gesamten Wertschöpfungskette. Der Einsatz von KI kann mittels Bildererkennungssystemen dazu beitragen, die Qualität und Frische von Lebensmitteln zu verbessern und den Ausschuss zu verringern. Die Systeme sind bereits heute in der Lage, den Nährwert und die Frische etwa von Rindfleisch oder Avocados zu bestimmen. Das erlaubt eine bessere Prüfung von Lebensmitteln.

Wachsende Kundenanforderungen im Bereich Transparenz erfordern eine bessere Nachverfolgbarkeit von Produktwertschöpfungsketten und glaubwürdige Gütesiegel. Die Digitalisierung vereinfacht die Nachverfolgbarkeit von Produkten etwa durch Tracking-Technologien. Dafür müssten diese in der gesamten Wertschöpfungskette eingesetzt werden. Eine Alternative zum Tracking sind verbreitete Siegel wie das EU-Bio-Siegel. Auch diese können Transparenz über Eigenschaften von Lebensmitteln herstellen.

Die Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit wachsen ebenfalls. So werden bereits heute Einwegplastikverpackungen von Lebensmitteln zunehmend durch recyceltes Plastik oder ökologische Alternativen ersetzt. Ein Beispiel für eine Alternative ist eine essbare Beschichtung frischer Lebensmittel, durch die der Reifeprozess verlangsamt wird. Der bestehende Trend zu lokalen Lebensmittelkreisläufen wird auch in den kommenden Jahren anhalten. Diese Kreisläufe umfassen Produktion, Vertrieb und Konsumption in einem relativ geringen regionalen Radius. Verstärkt sich dieser Trend, kann das die Dominanz zentralisierter Strukturen im Lebensmittelmarkt schwächen. Zudem wächst der Markt mit Fleischalternativen vor dem Hintergrund eines zunehmenden Bewusstseins für Umwelt- und Gesundheitsbelastungen, die durch hohen Fleischkonsum verursacht werden.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

Auch in den kommenden Jahren bleibt die Branche Nahrungsmittel, Getränke, Tabak wachstumsschwach. Bis 2040 legt die Bruttowertschöpfung um durchschnittlich 0,5 Prozent p. a. zu, weniger als halb so viel wie im verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Auch die Erwerbstätigkeit in der Branche wird im betrachteten Zeitraum stärker zurückgehen. Das führt dazu, dass der Anteil der Branche Nahrungsmittel, Getränke, Tabak an Erwerbstätigkeit und Bruttowertschöpfung in Deutschland bis 2040 weiter abnimmt. Der Anteil der Erwerbstätigkeit fällt auf 1,9 Prozent, der Anteil der Bruttowertschöpfung auf 1,3 Prozent im Jahr 2040.

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