Branchenbilder

Chemische Erzeugnisse

Die Branche heute

Die chemische Industrie Deutschlands produziert zum überwiegenden Teil Vorleistungsprodukte. Sie werden im Rahmen industrieller Prozesse benötigt und im Inland weiterverarbeitet oder exportiert. Somit bildet die chemische Industrie ein wichtiges Rückgrat für das verarbeitende Gewerbe generell. Die Bruttowertschöpfung 2019 betrug 46 Milliarden Euro und macht die Chemie zu einer der größeren Industriebranchen. Die hohe Kapitalintensität in der Chemie führt dazu, dass die Branche bei der Anzahl der Erwerbstätigen lediglich im Mittelfeld des verarbeitenden Gewerbes rangiert. Das Wachstum der Branche lag 2010 bis 2019 in Bezug auf die Bruttowertschöpfung mit 0,6 Prozent p. a. bei weniger als einem Drittel der Wachstumsrate des verarbeitenden Gewerbes insgesamt. Die Zahl der Erwerbstätigen entwickelte sich mit 1,1 Prozent p. a. durchschnittlich. Die chemische Industrie weist eine besonders hohe Forschungs- und Innovationsintensität auf. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Damit gehört die Chemie zu den fünf forschungsstärksten Branchen in Deutschland. Gleichzeitig war sie für knapp 7 Prozent aller Aufwendungen für interne FuE-Ausgaben in Deutschland verantwortlich.

Die wichtigsten Auslandsmärkte

Die chemische Industrie erzielte im Jahr 2019 etwas mehr als 63 Prozent ihres Umsatzes durch Exporte. Gegenüber 2010 ist dieser Wert um 4 Prozentpunkte angestiegen. Damit ist die Chemiebranche im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe insgesamt überdurchschnittlich stark exportorientiert. Die Betrachtung der größten Auslandsmärkte zeigt, dass geografisch nahe bzw. sehr große Volkswirtschaften zu den wichtigsten Exportmärkten gehören. Mit einem Anteil von 56 Prozent an der gesamten Ausfuhr der Branche sind die EU-Länder die wichtigsten ausländischen Abnehmer für die chemische Industrie. Die USA (6 %), das Vereinigte Königreich (5 %) und China (4 %) sind weitere wichtige Abnehmer.

Die Wettbewerbssituation

Gemessen am Umsatz gehört Deutschland zu den weltweit fünf größten Chemieproduzenten. Insbesondere durch den Aufbau der Chemieindustrie in Schwellenländern – etwa in Indien, China und Saudi-Arabien – wird der internationale Wettbewerb für die deutschen Unternehmen stärker. Als exportorientierte Branche konnte die deutsche Chemieindustrie bisher vom rasanten Anstieg der globalen Nachfrage nach chemischen Produkten profitieren. Wie die Produktion verschiebt sich auch die Nachfrage vermehrt in Schwellenländer und -regionen wie z. B. Südostasien. Ob Deutschland seine gute Wettbewerbsposition in Zukunft verteidigen und sogar ausbauen kann, hängt in diesem dynamischen Umfeld stark von der Innovationskraft der deutschen Chemie ab.

Die wichtigsten Zukunftstrends

In der energie- und emissionsintensiven chemischen Industrie spielen die Themen Klimawandel und Klimaschutz eine wichtige Rolle. Eine große Herausforderung für die Branche besteht dabei in der emissionseffizienteren Gestaltung von Produktionsprozessen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Technologien, die – wie z. B. die Kraft-Wärme-Kopplung – die Energieeffizienz der Unternehmen erhöhen können. Weiterhin wird die Nutzung erneuerbarer Energien sowie klimaneutraler Energieträger – z. B. „grüner“ Wasserstoff – künftig wichtiger.

Gleichzeitig bietet der Klimaschutz eine große Chance für die chemische Industrie. Kaum eine der Klimaschutztechnologien kommt ohne Vorleistungen aus der Chemie aus: Die nationale Wasserstoffstrategie sieht etwa vor, die Produktion „grünen“ Wasserstoffs – sie fällt in den Bereich der Chemiebranche – in Deutschland erheblich zu erhöhen. Des Weiteren sind chemische Produkte essenzielle Bestandteile weiterer Klimaschutztechnologien wie bspw. chemische Stromspeicher oder Dämmmaterialien.

Daneben stellt die Digitalisierung den wohl wichtigsten Trend für die nächsten Jahrzehnte dar. Gemäß einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und dem Center für Wirtschaftspolitische Studien setzten im Jahr 2018 über 80 Prozent der deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen bei ihren Vertriebs- und Produktionsprozessen bereits auf digitale Lösungen. Digitale Technologien kommen insbesondere bei der Vernetzung von Prozessen innerhalb der Produktion sowie zwischen Produktion und Logistik zum Einsatz. Die immer leistungsfähigeren Rechenzentren und der Einsatz von Big Data eröffnen zudem neue Möglichkeiten in der chemischen Forschung. Pilotprojekte zeigen, wie der Einsatz von KI die Forschungsarbeit grundlegend ändern könnte, indem z. B. organische Prozesse besser prognostiziert und erklärt werden können als mithilfe bisheriger Algorithmen. Ein weiterer Punkt ist die umfassende digitale Integration der Produktionsprozesse, um diese mit den Kund*innen, dem Marketing und dem Supply-Chain-Management zu vernetzen.

Darüber hinaus beeinflussen Veränderungen auf den Weltmärkten die Chemiebranche. Aufgrund der starken internationalen Verflechtung der Produktionsprozesse der chemischen Industrie und der Bedeutung des Exportgeschäfts ist die in den vergangenen Jahren gewachsene Unsicherheit auf den Weltmärkten, z. B. durch den Handelskonflikt zwischen China und den USA, eine Herausforderung für die Branche.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

Die Wertschöpfung in der chemischen Industrie nimmt unseren Prognosen zufolge zwischen 2019 und 2040 jährlich um durchschnittlich 0,7 Prozent zu. Damit wächst die Branche langsamer als die Gesamtwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe insgesamt (je 1,1 % p. a.). Da die Produktivität der Branche weiterhin steigt, nimmt die Zahl der Erwerbstätigen mit 0,3 Prozent p. a. ab. Gemessen an der Bruttowertschöpfung wird die Chemie im Jahr 2040 die fünftgrößte Industriebranche in Deutschland sein.

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