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Schweiz

Wirtschaftspolitik

Traditionell verfolgt die Schweiz eine liberal geprägte Wirtschaftspolitik. Politische und makroökonomische Stabilität haben das Land zu einer der reichsten Volkswirtschaften der Welt mit einem der weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen gemacht. Die schweizerische Regierung hat verschiedene Schlüsselbereiche identifiziert, in denen sie sich mit Zukunftsstrategien auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten will. Dazu gehören insbesondere die Digitalisierung und der demografische Wandel.

Demografie und Arbeitsmarkt

Die Schweiz ist mit einer Bevölkerung von rund 8,7 Millionen im Jahr 2020 im internationalen Vergleich ein kleines Industrieland. In den vergangenen Jahren stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich. Dieser Trend hält aufgrund der hohen Nettozuwanderung aus dem EU-Raum bis zum Jahr 2040 an. Die Bevölkerung wächst bis dahin um insgesamt rund 10 Prozent. Dennoch vollzieht sich auch in der Schweiz ein demografischer Wandel und die Bevölkerung altert. Zwar steigt die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2040 leicht an. Trotzdem nimmt auf dem Arbeitsmarkt der Fachkräftemangel vor allem im verarbeitenden Gewerbe spürbar zu. Die Erwerbslosenquote sinkt zwischen 2020 und 2040 von 4,8 Prozent auf 2,4 Prozent. Da zudem vor allem die Erwerbsquoten der Frauen bis 2040 spürbar ansteigen, ist das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen in der Schweiz zum Ende des Prognosezeitraums deutlich höher als im Jahr 2020.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Die Wirtschaft der Schweiz ist über die vergangenen Jahre stabil gewachsen. Im Durchschnitt lag das Wirtschaftswachstum mit 1,6 Prozent in den letzten zehn Jahren über dem Deutschlands (1 %). Während der COVID-19-Pandemie sorgten staatliche Unterstützungsmaßnahmen, die große wirtschaftliche Bedeutung der krisenresistenten pharmazeutischen Industrie und die stabile Entwicklung des Finanzsektors dafür, dass die Wirtschaftsleistung in der Schweiz mit -0,8 Prozent (2020) nicht so stark einbrach wie die der Nachbarländer Deutschland (-5 %) oder Österreich (-5,9 %). 2021 verzeichnet die Schweiz mit einer Rate von 3,5 Prozent wieder ein sehr hohes Wirtschaftswachstum. Auch in den weiteren 2020er-Jahren wächst die schweizerische Wirtschaft kräftig, bevor sich das Wachstum in den 2030er-Jahren allmählich abschwächt und sich zum Ende des Prognosehorizonts auf Werte von etwa 1 Prozent p. a. beläuft.

Konsum, Investitionen und Außenbeitrag

In den vergangenen Jahren trug der positive Außenbeitrag zu einem Drittel zum Gesamtwachstum der schweizerischen Wirtschaft bei. Das übrige Wachstum verdankt die Schweiz überwiegend dem privaten Konsum. Im Zeitraum von 2020 bis 2040 wird der Beitrag der Nettoexporte zum Wirtschaftswachstum aufgrund einer stärkeren Inlandsnachfrage zwar geringer. Trotzdem entfällt auch künftig rund ein Fünftel des Wachstums darauf. Der Großteil des Wirtschaftswachstums wird bis 2040 vom privaten Konsum getragen (47 %). Daneben entwickeln sich die privatwirtschaftlichen Investitionen sehr dynamisch und tragen ebenfalls in nennenswertem Umfang zum Wachstum bei.

Wirtschaftsstruktur

Die Wirtschaftsstruktur der Schweiz entspricht der anderer Industrienationen und verändert sich seit einiger Zeit kaum. Der Schwerpunkt liegt bereits seit Jahren auf den Dienstleistungsbranchen (2020: 73 % der Bruttowertschöpfung). Der Anteil des produzierenden Gewerbes und der Bauwirtschaft belief sich 2020 auf rund 27 Prozent und war damit etwas höher als im Durchschnitt der Industrieländer. Bis 2040 wird sich an der sektoralen Struktur wenig ändern.

Branchenentwicklung

Die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen zählen zu den stärksten Branchen der schweizerischen Volkswirtschaft. Fast 10 Prozent der Bruttowertschöpfung entfielen im Jahr 2020 auf diesen Wirtschaftszweig. Obwohl diese Branche in den kommenden zwei Dekaden nur durchschnittlich wächst, bleibt sie auch in Zukunft ein wichtiger Stützpfeiler der schweizerischen Volkswirtschaft. Die stärkste Branche des verarbeitenden Gewerbes ist mit einem Anteil von 7 Prozent an der Bruttowertschöpfung (2020) die pharmazeutische Industrie. Mit Roche und Novartis sind zwei der weltweit führenden Unternehmen der Branche in der Schweiz angesiedelt. In den kommenden Jahren wächst neben den unternehmensnahen Dienstleistungen die IKT-Branche am dynamischsten. Sie profitiert von der fortschreitenden Digitalisierung. Lediglich unterdurchschnittlich entwickelt sich hingegen der Gesundheitssektor (1,4 % p. a. bis 2040). Im Durchschnitt über alle Branchen liegt das Wachstum der Bruttowertschöpfung bei 1,8 Prozent p. a.

Produktivitäts- und Lohndynamik

Sowohl die Produktivität, gemessen an der Bruttowertschöpfung pro Arbeitsstunde, als auch die Reallöhne der Schweiz gehören zur Weltspitze. Trotz ihres bereits hohen Niveaus steigen die Löhne auch in den kommenden beiden Dekaden weiter. Nominal fällt der Zuwachs sogar stärker aus als in den vergangenen Jahren. Da jedoch auch die Inflation in der langen Frist etwas höher ist als in der Vergangenheit, fällt der jahresdurchschnittliche Zuwachs der Reallöhne bis zum Jahr 2040 mit 0,7 Prozent geringer aus als in den vergangenen Jahren. Aufgrund der günstigen Produktivitätsentwicklung in den kommenden Dekaden sinken die Lohnstückkosten über den Zeitraum von 2020 bis 2040 um jahresdurchschnittlich 0,5 Prozent.

Außenhandel

Die Schweiz ist eine kleine, offene Volkswirtschaft mit einem Offenheitsgrad von 111 Prozent (2020) und anhaltend positivem Außenbeitrag. In den kommenden zwei Dekaden steigt das Volumen des Außenhandels weiter. Die Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro dämpft jedoch das Wachstum des Exports. Die Haupthandelsgüter sind pharmazeutische Erzeugnisse. Importseitig ist Deutschland mit rund 20 Prozent (2020) mit Abstand der Haupthandelspartner, auch Italien und Frankreich sind wichtige Lieferländer. Exportseitig liegt Indien, das ebenfalls über eine sehr große pharmazeutische Industrie verfügt, mit 15,9 Prozent knapp vor Deutschland (2020: 15 %). In den kommenden Dekaden überholt China Deutschland als wichtigster Absatzmarkt und Frankreich verdrängt das Vereinigte Königreich von Rang sechs. China und die USA bleiben import- und exportseitig auch künftig wichtige Handelspartner der Schweiz.

Institutionelle Rahmenbedingungen

Die Schweiz zählt in den Bereichen Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität zur Weltspitze. Wirtschaft und Forschung greifen effizient ineinander und ermöglichen zahlreiche Innovationen. Vor diesem Hintergrund bleibt die Schweiz trotz hoher Löhne, Fachkräftemangel und dem Risiko der Wechselkursschwankungen ein sehr attraktiver Produktionsstandort.

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