Branchenbilder

Sonstiger Fahrzeugbau

Die Branche heute

Der mit Abstand größte Teilbereich des Wirtschaftszweigs entfällt auf Unternehmen aus dem Luft- und Raumfahrzeugbau. Der Schienenfahrzeugbau und der Schiffsbau bilden zwei weitere wichtige Teilbereiche. Im vergangenen Jahrzehnt konnte der sonstige Fahrzeugbau überdurchschnittlich stark wachsen. Die Bruttowertschöpfung stieg zwischen 2010 und 2019 mit durchschnittlich 1,7 Prozent p. a. etwas stärker als die der Gesamtwirtschaft. Die Zahl der Erwerbstätigen legte mit rund 1,6 Prozent p. a. deutlich dynamischer zu als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt (1,1 % p. a.). Insgesamt waren 2019 im sonstigen Fahrzeugbau rund 140.000 Erwerbstätige beschäftigt.

Die wichtigsten Auslandsmärkte

Das Auslandsgeschäft spielt für den sonstigen Fahrzeugbau eine herausragende Rolle. Der Anteil am Gesamtumsatz der Branche lag 2018 bei 67 Prozent – das ist der höchste Wert aller Wirtschaftszweige. Der Durchschnittswert im verarbeitenden Gewerbe liegt bei rund 50 Prozent. Zum einen wird ein Großteil der Fahrzeuge ins Ausland verkauft. Zudem sind insbesondere im Flugzeugbau die einzelnen Produktionsschritte überdurchschnittlich häufig auf mehrere Länder verteilt, sodass ein großer Teil des Handels auf Vorprodukte entfällt. An der Spitze der wichtigsten Export- und Importmärkte stehen Frankreich und die USA. Das liegt u. a. an den länderübergreifenden Produktionsnetzwerken von Airbus mit großen Fertigungskapazitäten in Deutschland, Frankreich und den USA. Als Absatzmarkt spielen als Heimatregion großer internationaler Airlines zudem die Golfregion und Asien wichtige Rollen.

Die Wettbewerbssituation

Die Wettbewerbssituation für die Unternehmen des Wirtschaftszweigs unterscheidet sich je nach Teilbereich deutlich. Insbesondere im Flugzeugbau und im Raumfahrzeugbau ist die Unternehmenslandschaft stark auf wenige Hersteller konzentriert. Hohe technologische Markteintrittsbarrieren sorgen für eine Dominanz von Großkonzernen. Lediglich im Bereich der Zulieferindustrie finden sich vermehrt mittelständische Unternehmen. In diesem Segment sind in den vergangenen Jahren einige Neugründungen in den Markt eingetreten. Dazu gehören in Bayern etwa das Startup Lilium, das sich auf Flugtaxis spezialisiert hat, und Isar Aerospace, das Raketen zur Satellitenbeförderung entwickelt. Im Bereich Schienenfahrzeuge finden sich sowohl große als auch mittelständische Unternehmen. International hat in den vergangenen Jahren der Wettbewerbsdruck zugenommen. Der weltgrößte Schienenfahrzeughersteller CRRC aus China entstand 2015 aus der Fusion von zuvor eigenständigen staatseigenen Unternehmen. Zudem fusionierte Anfang 2021 der französische Hersteller Alstom mit der Zugsparte des kanadischen Konzerns Bombardier zum zweitgrößten Schienenfahrzeughersteller der Welt. Der deutsche Schiff- und Bootsbau ist durch mittelständische Unternehmen geprägt, die sich häufig auf bestimmte Segmente wie Yachten und Kreuzfahrtschiffe konzentrieren. Dadurch können sie sich ein Stück weit dem internationalen Wettbewerb entziehen, der von asiatischen Unternehmen dominiert wird.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Mit rund einem Fünftel entfällt ein großer Teil des weltweiten CO2-Ausstoßes auf den Verkehr. Vor dem Hintergrund der strenger werdenden Klimaschutzvorgaben stehen auch die Unternehmen des sonstigen Fahrzeugbaus vor der Herausforderung, alternative Antriebe zu entwickeln oder den Verbrauch bei der Nutzung fossiler Antriebstechnologien zu reduzieren. Profitieren könnte der Schienenfahrzeugbau: Ein Großteil der Schienenfahrzeuge ist bereits heute elektrifiziert und fährt – zumindest lokal – emissionsfrei. Der Gesetzgeber will den Ausbau des Schienenverkehrs sowohl im Bereich der Passagier- als auch in dem der Güterbeförderung künftig noch stärker fördern. Im Bereich Luftverkehr verkaufen sich bereits heute solche Flugzeuge besonders gut, die einen vergleichsweise geringen Kerosinverbrauch vorweisen können. Perspektivisch könnten auch Flugzeuge mit Hybrid- oder sogar einem reinen Elektroantrieb zur Marktreife gelangen. Bei kleineren Flugzeugtypen, etwa Flugtaxis, zeichnet sich diese bereits ab. Auch für den Schiffbau gelten zunehmend strengere Klimaschutzvorgaben. Seit 2020 ist weltweit nur noch ein Schwefelanteil von 0,5 Prozent statt vorher 3,5 Prozent im Kraftstoff erlaubt. Um diesen Grenzwert zu erreichen, ist alternativ zur Verwendung hochwertiger Kraftstoffe die Nutzung von Abgasnachbehandlungssystemen zulässig. 

Die Digitalisierung schafft – ähnlich wie im Kraftwagenbau – auch im sonstigen Fahrzeugbau die Grundlage für das zunehmend automatisierte Fahren. Anders als im Kraftwagenbau sind die Systeme im sonstigen Fahrzeugbau schneller einsatzbereit, da die Komplexität des Individualverkehrs zu weiten Teilen wegfällt. Im Personennahverkehr werden bereits seit Längerem fahrerlose U-Bahnen eingesetzt. Eine adäquate Schieneninfrastruktur vorausgesetzt ermöglichen sie eine weniger störanfällige und dichtere Taktung zu Stoßzeiten. Auch im Schienenfernverkehr können Assistenzsysteme zunehmend höhere Level des automatisierten Fahrens meistern und gewinnen künftig noch stärker an Bedeutung. Eine ähnliche Entwicklung ist im Flug- und Schiffsverkehr zu sehen.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben den Luft- und Bahnverkehr – und damit die wichtigsten Kundengruppen des Wirtschaftszweigs – schwer getroffen. In der mittleren und langen Frist erholt sich die Branche jedoch und die Wertschöpfung wächst zwischen 2019 und 2040 um durchschnittlich 1,3 Prozent p. a. – und damit dynamischer als das verarbeitende Gewerbe insgesamt. Die Fahrzeughersteller profitieren in der Summe von der – nach der vollständigen Überwindung der COVID-19-Pandemie – weltweit weiter zunehmenden Nachfrage nach Mobilität. Aufgrund von Produktivitätsgewinnen sinkt die Zahl der Erwerbstätigen im sonstigen Fahrzeugbau im Zeitraum von 2019 bis 2040 um durchschnittlich 0,5 Prozent p. a. und damit ähnlich stark wie im Durchschnitt der übrigen Industriebranchen.

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