Weltwirtschaft im Fokus

Die kurze Frist

Nach Corona - die weltwirtschaftliche Entwicklung bis 2022

Die weltwirtschaftliche Entwicklung

Im Jahr 2020 brach die Wirtschaftsleistung in fast allen Ländern deutlich ein. Insgesamt schrumpfte das weltweite BIP um 2,7 Prozent. Im Jahr 2021 erholt sich die Weltwirtschaft deutlich und wächst um 5,2 Prozent. Damit übertrifft die Weltwirtschaft bereits im Laufe des Jahres 2021 das Niveau von vor der Rezession. Auch im Jahr 2022 wächst die Weltwirtschaft mit 4,0 Prozent kräftig. 

In der Gruppe der Industrieländer fiel der wirtschaftliche Abschwung mit einem Minus von 4,1 Prozent deutlich stärker aus als in der Gruppe der Schwellen- und Entwicklungsländer. Gleichwohl erreichen die Industrieländer in Summe bis Ende 2021 wieder das Vorkrisenniveau. Der vergleichsweise geringe Einbruch in der Gruppe der Schwellenländer ist zu einem großen Teil auf die robuste Wirtschaftsentwicklung in China zurückzuführen, dessen Wirtschaftsleistung 2020 um 2,8 Prozent zulegte. Ohne China wäre das BIP in der Gruppe der Schwellenländer im Jahr 2020 um 3,3 Prozent geschrumpft.

Entwicklungen in ausgewählten Ländergruppen und Weltregionen

Weltweit kommen die verschiedenen Länder und Regionen unterschiedlich schnell aus der Krise. Das zeigt ein Blick in die einzelnen Regionen und Ländergruppen.

Europa

Die Wirtschaftsleistung der Europäischen Union insgesamt schrumpfte 2020 überdurchschnittlich stark um 5,5 Prozent. In den großen südeuropäischen Volkswirtschaften Spanien und Italien sowie in Frankreich war der Einbruch besonders deutlich. In den meisten mittelosteuropäischen Volkswirtschaften fiel das Minus hingegen geringer aus. Insbesondere Polen kam vergleichsweise gut durch das Jahr 2020. Grundsätzlich können jene Länder, die bereits vor der Rezession eine robuste wirtschaftliche Entwicklung aufwiesen, die Krise schneller überwinden. Länder, in denen strukturelle Probleme bereits in den vergangenen Jahren die Wachstumsdynamik dämpften, brauchen hingegen länger, um die wirtschaftlichen Folgeschäden der COVID-19-Pandemie zu beheben. Zudem haben vergleichsweise gering verschuldete Länder wie Deutschland und Polen mehr finanziellen Spielraum, um die Wirtschaft während und nach der Rezession zu unterstützen. Auch die geplanten Ausgaben im Rahmen des Wiederaufbaufonds der Europäischen Union, die insbesondere den wirtschaftlich schwächeren Mitgliedstaaten zugutekommen sollen, können dieses Ungleichgewicht zumindest in der kurzen Frist nicht ausgleichen.

Industrieländer

Die übrigen Industrieländer wurden von der Krise unterschiedlich heftig getroffen. Im Vereinigten Königreich war die Rezession im Jahr 2020 ähnlich stark ausgeprägt wie in Südeuropa. Auch in Japan ging die Wirtschaftsleistung stark zurück. Die Schweiz und Südkorea kamen vergleichsweise unbeschadet durch das Jahr 2020 und können ab 2021 an ihre robuste wirtschaftliche Entwicklung von vor der Pandemie anknüpfen. Trotz der zeitweilig sehr hohen COVID-19-Infektionszahlen fiel die Rezession in den USA mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,2 Prozent deutlich geringer aus als in der Europäischen Union. Auch die kurzfristige Wachstumsdynamik ist in den USA höher. Zu den wesentlichen Gründen dafür zählen die robuste Verfassung der US-amerikanischen Wirtschaft vor der Pandemie sowie das ambitionierte Konjunkturpaket, das u. a. Investitionen in den Bereichen Infrastruktur, Energie und Bildung vorsieht.

Entwicklungs- und Schwellenländer

Die Gruppe der Entwicklungs- und Schwellenländer wird die Wirtschaftsleistung betreffend von China dominiert. Das Ursprungsland der COVID-19-Pandemie wies im Jahr 2020 ein positives Wirtschaftswachstum auf, das sich in den kommenden beiden Jahren dynamisch fortsetzt. Dem Land gelang es so gut wie kaum einem anderen, die Infektionszahlen niedrig zu halten und die negativen wirtschaftlichen Effekte zu begrenzen. Zudem profitierte der chinesische Exportsektor während der Pandemie von einer deutlich gestiegenen Nachfrage nach Waren, bei denen China zu den wichtigsten Lieferanten gehört, etwa in den Bereichen medizinische Schutzausrüstungen oder IKT. In anderen Schwellenländern hinterließ die Pandemie hingegen deutlichere Spuren. So brach die Wirtschaftsleistung in Mexiko und Indien um 8 Prozent bzw. 7 Prozent ein. In diesen Ländern waren zum einen die Infektionszahlen deutlich höher (als in China) und zum anderen war die Wachstumsdynamik bereits vor der Rezession jeweils vergleichsweise niedrig.

In der Gesamtschau hat die COVID-19-Pandemie die wirtschaftliche Entwicklung weltweit in Mitleidenschaft gezogen. In einigen Volkswirtschaften fiel die Rezession im Jahr 2020 deutlich stärker aus als die voraussichtliche Erholung im Jahr 2021. Zu dieser Ländergruppe gehören die großen westlichen EU-Mitgliedstaaten sowie das Vereinigte Königreich. Auch Deutschland, Japan und Brasilien erreichen wirtschaftlich erst im Laufe des Jahres 2022 wieder das Vorkrisenniveau. Anderen Ländern – dazu gehören etwa die Schweiz, Polen, die USA und voraussichtlich Indien – gelingt dies bereits im Laufe des Jahres 2021. Südkorea und China kamen ohne Rezession durch das Jahr 2020. 

Handel ist 2020 stärker als das BIP eingebrochen

Die weltweite Rezession ist nur eine der Folgen der COVID-19-Pandemie. Noch stärker als beim globalen BIP fiel der Rückgang beim weltweiten Handel mit Waren und Dienstleistungen aus. So lag der Wert der globalen Exporte im Jahr 2020 um mehr als 6 Prozent niedriger als im Vorjahr. In den kommenden beiden Jahren steigt dieser Wert um 5 Prozent bzw. 4 Prozent und erreicht damit im Laufe des Jahres 2022 wieder das Vorkrisenniveau. Anders als nach vorherigen Krisen (wie etwa der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09) erholt sich damit der Welthandel in der kurzen Frist langsamer als das globale BIP. In der Folge ist der globale Offenheitsgrad – die Summe von Exporten und Importen in Relation zum BIP – auch 2022 noch niedriger als 2019.

Welt im Fokus - die lange Frist
weiterlesen