Branchenbilder

Gesundheits- und Sozialwesen

Die Branche heute

Ein funktionierendes Gesundheits- und Sozialwesen ist entscheidend für Gesundheit und Wohlbefinden und damit für die Lebensqualität der Bevölkerung. Gleichzeitig ist es ein enormer Wirtschaftsfaktor. Die Branche gehörte im Jahr 2019 mit fast 6 Millionen Erwerbstätigen zu den beschäftigungsstärksten Branchen in Deutschland. Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit verlief im Zeitraum 2010 bis 2019 mit einem jahresdurchschnittlichen Wachstum von 2,3 Prozent wesentlich dynamischer als die der Dienstleistungen insgesamt. Auch die Bruttowertschöpfung legte im selben Zeitraum mit durchschnittlich 1,8 Prozent p. a. überdurchschnittlich zu.

Die Wettbewerbssituation

Das Gesundheits- und Sozialwesen ist in Deutschland, wie in fast allen Ländern, stark reguliert und in Teilen öffentlich organisiert. Da die Preise der Leistungen im Gesundheitswesen in der Regel staatlich reguliert sind, können Anbieter vor allem über die Leistungsqualität miteinander konkurrieren. Diese ist jedoch für die einzelnen Nachfragenden schwer zu beurteilen. In der Regel fehlt die Möglichkeit, Leistungen adäquat zu vergleichen. Der Trend zur Nutzung von digitalen Vergleichsportalen kann zu einer besseren Transparenz im Wettbewerb führen, ist gleichwohl nicht ohne Schwächen. Teilweise stehen Angebote auch über die Kundenorientierung der Dienstleistenden im Wettbewerb. So ist bspw. das Angebot einer Online-Terminvergabe für Arztpraxen eine Differenzierungsmöglichkeit. Das Gesundheits- und Sozialwesen besteht aus zahlreichen kleineren Anbietern, die nur einen geringen Jahresumsatz je Unternehmen erzielen. Die Ausnahme sind Altenwohn-, Alten- und Pflegeheime, die durchschnittliche Jahresumsätze von rund 10 Millionen Euro je Unternehmen erwirtschaften.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Die gesellschaftlichen Anforderungen an das Gesundheits- und Sozialwesen verschieben sich aufgrund der demografischen Alterung der deutschen Bevölkerung sowie des stetig besseren Gesundheitszustands der Bevölkerung, der sich in einem fortlaufenden Anstieg der Lebenserwartung spiegelt. Die Alterung führt dazu, dass die Zahl der Pflegebedürftigen zunimmt. Zudem steigen die Gesundheitsausgaben insbesondere im hohen Lebensalter. Auch das Krankheitsspektrum verändert sich: Die Multimorbidität nimmt zu und bestimmte Krankheitsbilder wie Bluthochdruck oder Muskel-Skelett-Erkrankungen gewinnen an Bedeutung, ebenso wie psychische und chronische Krankheiten.

Der wachsende Bedarf an Betreuung und Pflege steht schon heute einem Fachkräftemangel in diesen Bereichen gegenüber. Dieser wird künftig durch die Alterung der Gesellschaft in den nächsten Jahren erheblich verschärft. Eine Steigerung der Attraktivität von Pflegeberufen steht häufig in Konflikt zur Finanzierung der Branche. Der Fachkräftemangel birgt nicht nur die Gefahr einer Ausdünnung der Versorgung insbesondere im ländlichen Raum, sondern führt auch zu einer stärkeren Belastung des bestehenden Personals.

Die zunehmende Digitalisierung wird die Branche Gesundheits- und Sozialwesen stark verändern. Der Einsatz von KI kann Diagnosen verbessern, Roboter können die Arbeit in der Pflege erleichtern und/oder die Auswirkungen des Fachkräftemangels abfedern. Der Einsatz von Robotik in der Chirurgie würde es bspw. ermöglichen, Operationen aus der Entfernung durchzuführen, und so die Folgen eines ländlichen Fachkräftemangels abmildern. Pflegeroboter können für Entlastung des medizinischen Personals sorgen, indem sie körperlich anstrengende Routinetätigkeiten wie die Desinfektion von Oberflächen übernehmen. Damit bleibt mehr Zeit für die Patientenversorgung. Die wachsende Bedeutung von technischen Geräten führt dazu, dass das Personal im Umgang mit diesen Technologien fortlaufend weitergebildet werden muss. Zudem macht die sensible Natur von Gesundheitsdaten den Datenschutz zu einer zentralen Herausforderung bei der Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialwesen.

Der medizinisch-technische Fortschritt ermöglicht zunehmend bessere Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden. Diese werden präziser auf die einzelne Patientin/den einzelnen Patienten abgestimmt, etwa über eine Analyse genetischer Daten. Gleichzeitig kann der Einsatz von neuen Technologien und Behandlungsmethoden zu enormen Kostensteigerungen und Überversorgung führen. Das erfordert eine Kosten-Nutzen-Abwägung im Einzelfall.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

Die wachsende gesellschaftliche Bedeutung von Gesundheitsthemen spiegelt sich in den Prognosezahlen. Die Wertschöpfung im Gesundheits- und Sozialwesen wächst bis 2040 etwas schneller als im Durchschnitt des Dienstleistungssektors. Unseren Prognosen zufolge nimmt sie durchschnittlich um 1,4 Prozent p. a. zu. Insgesamt steigt damit der Anteil des Gesundheits- und Sozialwesens an der Bruttowertschöpfung auf 8,2 Prozent im Jahr 2040. Die Erwerbstätigkeit in der Branche geht im prognostizierten Zeitraum leicht um 0,2 Prozent p. a. zurück und sinkt damit weniger stark als im Durchschnitt über alle Branchen.

<  Unternehmensnahe DL
Branchenübersicht  >