Branchenbilder

Verkehr und Lagerei

Die Branche heute

Der Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei bietet mit dem Personen- und Gütertransport Dienstleistungen an, die für die globalisierte und vernetzte Welt essenziell sind. Der Verkehr spielt sowohl für den Endverbrauch als auch als Vorleistung für Unternehmen eine herausragende Rolle. Er umfasst Personen- und Gütertransporte zu Land, zu Wasser und in der Luft. Zusätzlich zählen verkehrsnahe Dienstleistungen wie die Lagerei und der Betrieb von Verkehrsinfrastruktur wie Bahnhöfen, Parkplätzen und Häfen zum Wirtschaftszweig. Mit einem jährlichen Wachstum von 0,5 Prozent wuchs die Branche in den Jahren 2010 bis 2019 vergleichsweise langsam. Nur drei andere Dienstleistungsbranchen legten im selben Zeitraum langsamer zu und das durchschnittliche Wachstum aller Dienstleistungen lag mit 1,5 Prozent p. a. dreimal höher. Zeitgleich wuchs die Zahl der Erwerbstätigen im Verkehr mit 1,9 Prozent p. a. überdurchschnittlich. Der Unterschied zwischen der Veränderung der Bruttowertschöpfung und der der Erwerbstätigenzahl ist u. a. auf einen Rückgang der realen Bruttowertschöpfung in den Unterbranchen Schiff- und Luftfahrt zurückzuführen. Insgesamt arbeiteten im Jahr 2019 rund 2,3 Millionen Menschen in der Branche Verkehr und Lagerei. Innerhalb der Branche erwirtschaften die Lagerei und die sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes. Ein Drittel des Umsatzes entfällt auf den Bereich Landverkehr. Der Rest teilt sich zu etwa gleichen Teilen auf die Luftfahrt und die Schifffahrt auf.

Wegen der zentralen Rolle des Güter- und Personentransports im internationalen Handel ist der Wirtschaftszweig im Vergleich zu den übrigen Dienstleistungsbranchen besonders stark mit dem Ausland verwoben. Dies gilt vor allem für Schiff- und Luftfahrt. Die Lagerei und der Landverkehr dagegen konzentrieren sich auf das Geschäft im Inland.

Die Wettbewerbssituation

Der Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei ist – bis auf wenige Teilbereiche – grundsätzlich durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt, die Wettbewerbsintensität ist hoch. Im Landverkehr bedienen sich große Logistikunternehmen häufig kleinerer Subunternehmen, die oft unter einem erheblichen Preisdruck stehen. Im lokalen Personenverkehr dominieren der öffentliche Personennahverkehr und Taxiunternehmen den Markt. Zumindest in größeren Städten haben Carsharing-Angebote das Potenzial, mit diesen etablierten Anbietern zu konkurrieren und somit den Wettbewerb langsam, aber stetig zu erhöhen. Im Bereich Personenfernverkehr ist die Wettbewerbsintensität auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Dennoch ist der Wettbewerb durch konkurrierende Bahnanbieter sowie günstige Fernbusse in den letzten zehn Jahren stärker geworden.

Die Unternehmenskonzentration ist in der Luftfahrt zwar sehr hoch, aber auch hier ist die Wettbewerbsintensität stark ausgeprägt. Low-Cost-Carrier drücken die Preise im Kurz- bis Mittelstreckenbereich. Auch im Langstreckenbereich wird der internationale Wettbewerb stärker und Airlines aus der Golfregion sowie Asien gewinnen weltweit Marktanteile. Zudem steigern Onlineportale seit Jahren die Preis- und Qualitätstransparenz der Angebote.

Die Schifffahrt hatte in den letzten zehn Jahren mit deutlichen Überkapazitäten nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 zu kämpfen, sodass einige Reedereien in Deutschland schließen mussten. Nach einer Annäherung zwischen verfügbaren Kapazitäten und Nachfrage vor der COVID-19-Pandemie kommt es inzwischen zu ersten Kapazitätsengpässen.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Zunehmend strengere Klimaschutzbestimmungen führen im Bereich Verkehr zu starken Veränderungen. Insbesondere bei Flottenerneuerungen machen sich verschiedene Regulierungen bemerkbar. So sorgen etwa steigende CO2-Preise für höhere Kosten bei der Nutzung fossiler Antriebstechnologien, während Förderprogramme den Erwerb und den Betrieb von möglichst emissionsarmen Fahrzeugen subventionieren. Zudem steigt aufseiten der Kund*innen die Nachfrage nach einem möglichst klimaschonenden Transport. Für den Bereich Langstrecke bei Bussen und Lastkraftwagen wird das Thema E-Mobilität relevanter. Neben der Verbesserung von Elektromotoren wird hier u. a. an einer Oberleitungsinfrastruktur für Lastkraftwagen geforscht. Auf der bereits weitgehend elektrifizierten Schiene werden insbesondere im Rangierbereich wasserstoffbetriebene Fahrzeuge als Ersatz für Dieselloks relevant.

Neben dem Klimaschutz beeinflusst der Klimawandel selbst den Wirtschaftszweig Verkehr und Logistik. Extreme Wetterereignisse treten mit höherer Wahrscheinlichkeit auf, was zu erhöhten Unsicherheiten und bei Ausfällen zu Kosten führt. Bspw. müssen Entwässerungsanlagen von Bahntrassen und Tunneln größer dimensioniert werden, um Überflutungen vorzubeugen. Trockenperioden gefährden die Schiffbarkeit von Binnenschifffahrtswegen in den Sommermonaten.

Weiterhin bringt die Digitalisierung in verschiedenen Bereichen wichtige Veränderungen. Besonders hohes disruptives Potenzial wird perspektivisch dem autonomen Fahren zugeschrieben, insbesondere in den Bereichen Langstreckentransporte mit Lkw oder dem öffentlichen Personennahverkehr mit Bussen. Für innerstädtische Lieferungen kommen evtl. Drohnenauslieferungen in Betracht. Daran wird aktuell geforscht. Im Bereich innerstädtischer Personentransport könnten perspektivisch Flugtaxis an Bedeutung gewinnen. Sie werden in einigen asiatischen Städten bereits getestet. Im Bereich Schiene soll die Digitalisierung eine höhere Auslastung ermöglichen, etwa durch die flächendeckende Umstellung auf digitale Signaltechnik. Weiterentwicklungen der Blockchain-Technologie könnte die Logistikbranche an einigen Stellen stark verändern. Blockchain ermöglicht die genaue Identifizierung einer transportierten Ware, wodurch Effizienzgewinne erwartet werden dürfen – z. B. bei der Zollabwicklung von Retouren aus dem Ausland. Außerdem würden Lieferketten deutlich an Transparenz gewinnen, weil alle beteiligten Akteure in Echtzeit Statusupdates erhalten können.

Die sich verändernden globalen Rahmenbedingungen beeinflussen insbesondere den Bereich Schifffahrt. Grundsätzlich wächst der Welthandel in den kommenden Jahren weniger dynamisch als in der Vergangenheit. Zudem hat die Unsicherheit im Welthandel zugenommen. Bemühungen, dem entgegenzuwirken und die Resilienz des Welthandels zu erhöhen, umfassen etwa den Ausbau alternativer Handelsrouten, die „choke points“ umgehen könnenSo sollen die Auswirkungen von Vorfällen wie der Havarie der „Ever Given“ im März 2021, bei der für sechs Tage der Sueskanal als wichtige Schnittstelle zwischen Europa und Asien blockiert wurde, reduziert werden. Zudem werden verschiedene Handelsrouten ausgebaut. Hierzu zählt z. B. die sogenannte „Neue Seidenstraße“ (der systematische Ausbau einer Handelsinfrastruktur zwischen Asien und Europa unter chinesischer Kontrolle).

Die Zukunft der Branche in Zahlen

In den Jahren 2019 bis 2040 wächst der Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei durchschnittlich mit 1,0 Prozent p. a. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wächst um 1,1 Prozent p. a. Produktivitätsfortschritte sorgen dafür, dass die Anzahl der Erwerbstätigen um 0,3 Prozent jährlich zurückgeht. Dies entspricht dem deutschen Durchschnitt.

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