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Südafrika

Wirtschaftspolitik

Das rohstoffreiche Südafrika ist nach Nigeria die zweitgrößte Volkswirtschaft Afrikas. Auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid prägt soziale Ungleichheit das Land. In keiner anderen Volkswirtschaft der Welt sind Einkommen und Agrarfläche so ungleich verteilt wie in dem Kap-Staat. Vor allem die schwarze Bevölkerung ist von Armut, niedrigem Bildungsniveau und Arbeitslosigkeit betroffen. Seit Ex-Präsident Jacob Zuma im Jahr 2018 wegen diverser Korruptionsskandale zurücktrat, wird Südafrika von Cyril Ramaphosa regiert, einem der reichsten Männer im Land. Korruptionsbekämpfung und die Förderung des Wirtschaftswachstums, das zuletzt nahezu stagnierte, sind seine wichtigsten Ziele. Doch die geplanten Reformen stocken, die wirtschaftliche und die soziale Lage bleiben problematisch.

Demografie und Arbeitsmarkt

Die südafrikanische Bevölkerung wächst langfristig deutlich, von 59 Millionen Menschen (2020) auf 71 Millionen Menschen (2040). Das Land hat eine junge Bevölkerung, die in den nächsten zwei Dekaden nur geringfügig altert. Mit 68 Prozent wird ein Großteil der Bevölkerung im Jahr 2040 im erwerbsfähigen Alter sein (2020: 66 %), mit 8 Prozent weniger als jede*r Zehnte älter als 64 Jahre (2020: 6 %). Das damit einhergehende Wachstum des Erwerbspersonenpotenzials kann vom (formellen) Arbeitsmarkt aber kaum aufgefangen werden: Südafrika hat schon heute eine der höchsten Erwerbslosenquoten weltweit. Mehr als jede*r Vierte ist arbeitslos, jede*r Dritte ist im informellen Sektor tätig. Zwar erwarten wir bis zum Jahr 2040, dass der Beschäftigungsaufbau (2,0 % p. a.) schneller voranschreitet als das Wachstum der Erwerbsbevölkerung (1,4 % p. a.). Diese Dynamik reicht aber nur für eine moderate Verbesserung der Jobperspektiven und eine Absenkung der Erwerbslosenquote auf 18 Prozent.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Hohe Arbeitslosigkeit, geringe Investitionstätigkeit, Abhängigkeit von internationalen Rohstoffmärkten und Missmanagement haben die südafrikanische Volkswirtschaft in den letzten 15 Jahren geschwächt. Die Zuwachsraten des BIP waren seit 2006 kontinuierlich gesunken, im Jahr 2019 wuchs die Wirtschaftsleistung kaum (0, %). Der gesamtwirtschaftliche Einbruch im Corona-Jahr 2020 fiel mit 1,4 Prozent im Vergleich zu vielen anderen Ländern gering aus. Südafrika erreicht daher bereits 2021 wieder das Vorkrisenniveau. Eine höhere Exportdynamik und vor allem ein spürbares Anziehen der Investitionen führen Südafrika ab Ende der 2020er-Jahre auf einen langfristig stabileren Wachstumskurs mit BIP-Zuwächsen von gut 3 Prozent pro Jahr. Wegen des Bevölkerungswachstums wächst das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen zwischen 2020 und 2040 mit 2,1 Prozent p. a. deutlich langsamer als die gesamte Wirtschaftsleistung (3 % p. a.).

Konsum, Investitionen und Außenbeitrag

Südafrika verfügt über einen wachsenden Binnenmarkt mit im regionalen Vergleich hoher Kaufkraft, sodass der private Konsum für einen Großteil des Wirtschaftswachstums verantwortlich ist. In den nächsten zwei Dekaden erwarten wir einen Wachstumsbeitrag von fast zwei Dritteln. Vom staatlichen Konsum gehen bis zum Jahr 2040 ebenfalls positive Impulse aus, wenngleich deutlich geringere als in den vergangenen 20 Jahren, da die hohe Staatsverschuldung für zusätzliche Ausgaben kaum noch Spielraum bietet. Wachstumsfördernd wirken sich vor allem die steigenden Investitionen aus. Nach einer jahrelangen Investitionsschwäche ist in allen Investitionsklassen – von privater wie auch staatlicher Seite, in Ausrüstung ebenso wie in Wohnbauten – mit Nachholeffekten zu rechnen, wenn sich das Investitionsklima verbessert. Investitionsstau besteht u. a. im Wasser-, Energie- und Bergbausektor.

Wirtschaftsstruktur

Ähnlich wie in Industrienationen macht die Landwirtschaft in Südafrika einen geringen Teil der Bruttowertschöpfung aus (2020: 2 %), mit 71 Prozent wird der Großteil der Wirtschaftsleistung im Dienstleistungssektor generiert. Rund 27 Prozent entfallen auf produzierendes Gewerbe und Baugewerbe. Gerade im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten verfügt Südafrika damit über eine stark diversifizierte Wirtschaft. Gleichwohl existiert parallel dazu eine große Zahl an informellen, wenig produktiven Kleinstunternehmen. In den nächsten 20 Jahren erwarten wir wenige Verschiebungen in der Wirtschaftsstruktur Südafrikas.

Branchenentwicklung

Mit seinen großen Rohstoffvorkommen u. a. an Platin, Gold, Kohle, Eisenerz und Diamanten zählt Südafrika zu den bedeutendsten Bergbaunationen der Welt. In den vergangenen Jahren hat der Bergbau jedoch an Bedeutung verloren. Mit verbesserten Investitionsbedingungen setzt sich dieser Abwärtstrend jedoch langfristig voraussichtlich nicht fort. Unter den Industriebranchen sticht die Automobilbranche heraus, auch deutsche Hersteller haben Teile ihrer Produktion nach Südafrika verlegt. Ein besonders dynamisches Wachstum der Bruttowertschöpfung von jahresdurchschnittlich gut 3 Prozent ist bis zum Jahr 2040 im Baugewerbe zu erwarten sowie in den Dienstleistungsbereichen Verkehr, Lagerei und IKT.

Produktivitäts- und Lohndynamik

Südafrikas Produktivitätsniveau ist, wie in anderen Schwellenländern, eher gering. Seit dem Jahr 2010 ist die durchschnittliche Stundenproduktivität kaum noch gestiegen. Wir erwarten, dass mit dem Abbau des Investitionsstaus künftig effizienteres Wirtschaften gefördert wird. Über den Prognosezeitraum von 2020 bis 2040 rechnen wir mit jahresdurchschnittlichen Produktivitätssteigerungen von 1,1 Prozent. Trotz dieser lediglich moderaten Produktivitätssteigerungen und der hohen Arbeitslosigkeit tragen Preissteigerungen von jahresdurchschnittlichen 3,4 Prozent bis zum Jahr 2040, der gesetzliche Mindestlohn und die traditionell starke Stellung der Gewerkschaften auch langfristig zu einem spürbaren Anstieg der Nominallöhne bei. Die damit verbundenen Reallohnsteigerungen fördern den Konsum.

Außenhandel

Die Produktivitäts- und Lohndynamik erhöhen die Lohnstückkosten. Gleichzeitig werden Südafrikas Exportprodukte – vor allem Rohstoffe, Agrarprodukte, Fahrzeuge bzw. Fahrzeugteile – in den nächsten 20 Jahren weiterhin weltweit nachgefragt, während Südafrikas Importe von der steigenden Binnennachfrage angetrieben werden. Wir gehen davon aus, dass Exporte und Importe mit 3,6 und 3,7 Prozent p. a. bis zum Jahr 2040 ähnlich dynamisch wachsen. Neben China zählen Deutschland, die USA und Indien zu den wichtigsten Handelspartnern. Südafrika hat einen hohen Importbedarf an Investitions- sowie Konsumgütern und importiert neben mineralischen Brennstoffen vorrangig Maschinen, mechanische und elektrische Erzeugnisse.

Institutionelle Rahmenbedingungen

Südafrika bietet Investoren einen großen Binnenmarkt, einen hoch entwickelten Finanzsektor, eine gut ausgebaute Infrastruktur, äußerst leistungsfähige Forschungsinstitutionen und ein Tor zu weiteren Märkten auf dem afrikanischen Kontinent. Allerdings schwächen das instabile Regierungsumfeld und die weitverbreitete Korruption in Politik, Wirtschaft und Verwaltung das Vertrauen in den Standort und seine Institutionen erheblich. Problematisch sind zudem regelmäßige Stromausfälle und die unzureichende Qualität des öffentlichen Bildungswesens.

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