Branchenbilder

Unternehmensnahe Dienstleistungen

Die Branche heute

Mit einer Bruttowertschöpfung von 340 Milliarden Euro und 6,3 Millionen Beschäftigten im Jahr 2019 ist die Branche unternehmensnahe Dienstleistungen die größte Branche der deutschen Wirtschaft. Das Tätigkeitsspektrum dieses Wirtschaftszweigs ist ausgesprochen breit und lässt sich im Wesentlichen anhand von zwei Dimensionen unterscheiden: die Komplexität der Aufgaben und die Notwendigkeit physischer Präsenz von Dienstleistern. Die Komplexität der Aufgaben reicht von einfachen Aufgaben in Reinigungsunternehmen bis hin zu anspruchsvollen Aufgaben in Architekturbüros. Die Notwendigkeit physischer Präsenz reicht von Sicherheitsdiensten, deren Erfüllung Personen am Ort der Dienstleistungserbringung erfordern, bis zu Callcentern, deren Arbeit vollständig unabhängig vom Standort der Mitarbeitenden erbracht werden kann. Im Zeitraum von 2010 bis 2019 wuchs die Bruttowertschöpfung in den unternehmensnahen Dienstleistungen um durchschnittlich 2,3 Prozent p. a. und damit spürbar stärker als die des Dienstleistungssektors insgesamt. Die Erwerbstätigenzahlen in der Branche stiegen im selben Zeitraum um durchschnittlich 2,1 Prozent p. a. – der zweithöchste Wert nach dem des Gesundheits- und Sozialwesens. Zu Beginn des Betrachtungszeitraums spürte die Branche u. a. auf der Produktivitätsseite die Nachwirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008/09. Seit 2012 sind wieder deutliche Produktivitätsfortschritte sichtbar. Innerhalb der deutschen Volkswirtschaft nimmt die Branche als ein zentraler Vorleister für das verarbeitende Gewerbe eine besondere Rolle ein. So waren unternehmensnahe Dienstleister im Jahr 2019 für rund 7 Prozent des Produktwerts in Endprodukten des verarbeitenden Gewerbes verantwortlich.

Die Wettbewerbssituation

Im Wettbewerb der unternehmensnahen Dienstleistungen stehen hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen mit einem durchschnittlichen jährlichen Umsatz von weniger als 1 Million Euro. Eine wesentliche Triebfeder des Wachstums der Branche ist der Umstand, dass Unternehmen aus anderen Wirtschaftszweigen häufig einen Teil ihrer Arbeiten an unternehmensnahe Dienstleister outsourcen. Der wichtigste Abnehmer von Produkten der Branche ist das verarbeitende Gewerbe; der Kraftwagen- und der Maschinenbau sowie die Branche elektrische Ausrüstungen sind die wichtigsten Einzelabnehmer. 

Die große Mehrheit der Wettbewerber kommt künftig weiterhin aus dem Inland, auch wenn in der Branche unternehmensnahe Dienstleistungen eine Zunahme der Wettbewerber aus dem Ausland zu beobachten ist. Insbesondere Dienstleistungen, für deren Erbringung keine Präsenz vor Ort notwendig ist, werden verstärkt auch aus dem Ausland bezogen. Diese Offshoring-Prozesse führten bereits in den vergangenen Jahren dazu, dass der heimische Anteil unternehmensnaher Dienstleistungen an den Wertschöpfungsprozessen des verarbeitenden Gewerbes leicht gesunken ist.

Die wichtigsten Zukunftstrends

Die Heterogenität der Branche bedingt, dass Entwicklungen immer nur Teile der zahlreichen Dienstleistungen erfassen. Ein zentraler Zukunftstrend, der einen Großteil der unternehmensnahen Dienstleistungen betrifft, ist die Digitalisierung. Viele unternehmensnahe Dienstleister sind hier gut aufgestellt, digitale Technologien sind in der Branche weiter verbreitet als etwa im verarbeitenden Gewerbe. Technologien wie der digitale Datenaustausch mit Lieferanten, digitale Vertriebswege oder die Nutzung von Big-Data-Analysen eignen sich besonders für Dienstleister mit komplexen, wissensbasierten Aufgabenprofilen. Damit ermöglicht die Digitalisierung eine zunehmende Automatisierung von Prozessen der wissensbasierten Dienstleistungen insbesondere durch die Verarbeitung großer Datenmengen in Entscheidungen unterstützenden Machine-Learning-Algorithmen. Bereits jetzt ist es bspw. in Wirtschaftsprüfkonzernen Standard, die Bücher von Kunden mit Programmen auf Fehler zu überprüfen. Derartige Automatisierungen nehmen zu. Das führt zu einem Wandel der Berufsbilder: Routineaufgaben fallen weg, stattdessen nimmt die Bedeutung kreativer Aufgaben zu. Diese Entwicklung erfordert eine kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeitenden in den betroffenen Bereichen.

Die Entwicklung digitaler Kommunikationskanäle hat ein flexibles Arbeiten ermöglicht, das die Arbeitsweise in der Branche verändert. Schnelle Internetverbindungen, Cloudspeicher, eine gute IT-Infrastruktur in Unternehmen und mobile Geräte erlauben effizientes mobiles Arbeiten. Das betrifft alle unternehmensnahen Dienstleistungen, die keine Vor-Ort-Präsenz erfordern. Die Entwicklung digitaler Kommunikationskanäle führt außerdem verstärkt zum Offshoring von unternehmensnahen Dienstleistungen. Unternehmen werden von der Notwendigkeit entbunden, mit lokalen Anbietern zusammenzuarbeiten. Das verstärkt in Zukunft den Wettbewerbsdruck in der Branche.

Die Digitalisierung befördert die Entwicklung hybrider Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe. In neuen Geschäftsmodellen wird die Kundenkommunikation intensiviert und/oder Produkte werden verstärkt personalisiert. Die Entflechtung von Arbeitsschritten durch Outsourcing eröffnet so zusätzliche Chancen für die unternehmensnahen Dienstleistungen, die diese Arbeitsschritte teilweise übernehmen können.

Ein weiterer Zukunftstrend ist die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit, die einige Bereiche der unternehmensnahen Dienstleistungen beeinflusst. Betroffen sind hiervon bspw. Architekten- und Ingenieurbüros. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe wie Holz wird im Bau wichtiger. Architekt*innen müssen bei der Planung von Gebäuden zudem verstärkt Dämmungen und moderne Beheizungsmethoden in den Blick nehmen.

Die Zukunft der Branche in Zahlen

Der Trend zum Outsourcing von bestimmten Tätigkeiten in anderen Wirtschaftszweigen an unternehmensnahe Dienstleister hält an. In der Folge entwickelt sich die Branche auch künftig dynamisch. Bis 2040 wächst die Bruttowertschöpfung in der Branche um 1 Prozent p. a. und damit etwas schwächer als die der Dienstleistungen insgesamt. Die Zahl der Erwerbstätigen schrumpft bis 2040 dagegen mit 0,3 Prozent p. a. ähnlich schnell wie die der Dienstleistungen insgesamt.

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