Länderfactsheets

USA

Wirtschaftspolitik

Bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 konnte sich der Demokrat Joe Biden gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump durchsetzen. Auch im US-amerikanischen Kongress ist infolge der Wahlen ein Richtungswechsel erkennbar: Die republikanische Partei verlor im Senat ihre Mehrheit, wodurch nun in beiden gesetzgebenden Häusern die Demokraten die Mehrheit haben. Dies ermöglicht Biden seine geplanten Reformen – u. a. die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Verkehr, Infrastrukturinvestitionen und die Rücknahme von Steuersenkungen – in die Tat umzusetzen. Ebenso ist mit Biden wieder eine verstärkte Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie der WTO zu erwarten.

Demografie und Arbeitsmarkt

Die USA liegen mit einer Bevölkerung von 330 Millionen (2020) Menschen aktuell auf Platz drei der bevölkerungsreichsten Länder nach China und Indien. In den nächsten Jahren wächst die US-amerikanische Bevölkerung weiter. Dieses Wachstum fällt mit jahresdurchschnittlich 0,5 Prozent jedoch weniger dynamisch aus als bisher, weil die Geburtenrate zuletzt stetig gesunken ist und im Gegensatz zu den übrigen Industrienationen auch die Lebenserwartung sinkt. Mitunter tragen die Folgen der Opiatkrise und eines ungesunden Lebensstils zu einer erhöhten Sterblichkeit der Erwachsenen jüngeren und mittleren Alters bei. Weiterhin spielt Migration für die Bevölkerungsentwicklung eine wichtige Rolle. Kein anderes Land verzeichnet eine höhere Nettomigration als die USA. Trotz steigendem Altenquotienten erwarten wir für die USA einen leichten Anstieg des Erwerbspersonenpotenzials.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

In den Jahren vor der COVID-19-Pandemie zeigte sich die US-amerikanische Volkswirtschaft in guter Verfassung. U. a. die Steuerreform unter Präsident Trump sorgte für hohe jährliche Zuwachsraten der Wirtschaftsleistung von über 2 Prozent und niedrigen Erwerbslosenquoten. Durch diese stabile Ausgangssituation rechnen wir, nachdem die USA phasenweise so stark wie kaum ein anderes Land von der COVID-19-Pandemie betroffen war, mit einer raschen gesamtwirtschaftlichen Erholung. Bereits im Laufe des Jahres 2021 übertrifft das BIP der USA wieder das Vorkrisenniveau. Im Schnitt legt die US-amerikanische Volkswirtschaft bis zum Jahr 2040 jährlich um 1,6 Prozent zu. Ab dem Ende der 2020er-Jahre erreichen die Zuwachsraten unseren Prognosen zufolge die Zwei-Prozent-Marke nicht mehr, auch weil notwendige Haushaltskonsolidierungen und der demografische Wandel die Wachstumsdynamik langfristig dämpfen.

Konsum, Investitionen und Außenbeitrag

Das Wirtschaftswachstum der größten Volkswirtschaft der Welt ist traditionell stark vom privaten Konsum getrieben. Das liegt zum einen an der Größe des US-amerikanischen Binnenmarkts, zum anderen an der im internationalen Vergleich hohen Verschuldung der privaten Haushalte, die Konsum und Immobilienkäufe viel stärker als in Deutschland über Kredite finanzieren. So dynamisch wie in der Vergangenheit entwickelt sich aber der Konsum der US-amerikanischen Haushalte, trotz leichter Reallohnsteigerungen, künftig nicht mehr. Staatlicher Konsum und Investitionen, die in den kommenden Jahren u. a. durch Bidens Pläne zu Modernisierung und Ausbau der Infrastruktur gefördert werden, stärken das langfristige Wachstum ebenfalls. Die negativen Nettoexporte hemmen die gesamtwirtschaftliche Dynamik bis zum Jahr 2040 in geringerem Ausmaß als in den vergangenen Jahren. Wir erwarten, dass u. a. bedingt durch die moderatere Ausweitung des privaten Konsums die Importe weniger stark anziehen als zuletzt.

Wirtschaftsstruktur

In den USA ist der für Industrieländer typische Strukturwandel stärker ausgeprägt als in Deutschland. Den mit Abstand größten Anteil an der Wirtschaftsleistung wird auch im Jahr 2040 mit 81 Prozent der Dienstleistungssektor ausmachen (2020: 79 %), während das Gewicht des produzierenden Gewerbes von 20 Prozent im Jahr 2020 auf 18 Prozent im Jahr 2040 sinkt.

Branchenentwicklung

In den nächsten 20 Jahren erwarten wir ein überdurchschnittliches Wachstum der Bruttowertschöpfung der US-amerikanischen Dienstleistungsbranchen. In den Industriebranchen verläuft die Entwicklung heterogener. Im Maschinenbau, der Elektroindustrie und dem sonstigen Fahrzeugbau erwarten wir spürbare Zuwächse von über 2 Prozent p. a. bis zum Jahr 2040. Hier sorgen die Trends hin zu mehr Digitalisierung und Automatisierung für Wachstumsimpulse. Die Textil-, Glas- und Keramikindustrie kann hingegen nur marginal zulegen. Noch schlechter sind die Aussichten im Bergbau bzw. der Kohle- und Mineralölverarbeitung. Der globale Trend zur verstärkten Nutzung regenerativer Energieträger wirkt sich auch in den USA, die mit dem Amtsantritt Bidens wieder dem Pariser Klimaschutzabkommen beigetreten sind, deutlich negativ auf diese Branchen aus.

Staatsfinanzen

Mit einer Schuldenstandsquote von 109 Prozent war der US-amerikanische Staat infolge jahrelang hoher Haushaltsdefizite schon vor der COVID-19-Pandemie stark verschuldet. Aufgrund pandemiebedingter Konjunktureinbrüche und Hilfsprogramme steigt die Schuldenstandsquote in der kurzen Frist stark an (2024: 129 %). Höhere Ausgaben für Zinszahlungen, Krankenbehandlung und soziale Absicherung sorgen dafür, dass auch in der langen Frist in großem Umfang neue Schulden aufgenommen werden. Im Ergebnis steigt die Schuldenstandsquote bis 2040 auf 140 Prozent.

Außenhandel

Seit den 1970er-Jahren ist der US-amerikanische Handelsbilanzsaldo negativ – es werden also mehr Waren importiert als exportiert. Im Jahr 2020 betrug der Importüberschuss 4,4 Prozent. Die USA bleiben auch künftig Nettoimporteur. Zwar dämpft die im Vergleich zu den Exporten moderatere Importentwicklung künftig die Ausweitung des Negativsaldos. Trotzdem bleibt der Importüberschuss bis 2040 mit 4,3 Prozent bestehen. Fast ein Fünftel der Importe des Jahres 2020 kam aus China; im Jahr 2000 lag ihr Anteil noch bei rund 8 Prozent. Bis 2040 steigt der chinesische Anteil weiter leicht auf 20,1 Prozent. Auch bei den Exporten ist China mit einem Anteil von 11 Prozent schon heute der wichtigste Handelspartner (2040: 11,7 %). Neben China zählen regionale Partner wie Mexiko und Kanada sowie Japan und Deutschland zu den wichtigsten US-Handelspartnern.

Institutionelle Rahmenbedingungen

Die USA zählen zu den attraktivsten Wirtschaftsstandorten der Welt, u. a. aufgrund ihrer hohen Innovationsfähigkeit und Unternehmensdynamik. Bei der Geschäftsfähigkeit bewegen sich die USA auf den vorderen Rängen und bei der Wettbewerbsfähigkeit schneidet nur Singapur noch besser ab. Gleichzeitig kann das komplexe Rechtssystem jedoch für Hürden sorgen.

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